Stanislaw Lem

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nicht egal !

Stanislaw Lem

Beitrag von nicht egal ! »

Heute starb im alter von 84 Jahren Stanislaw Lem , einer der Lieblingsautoren von Otto .

Sein Andenken werden wir durch seine zahlreichen Bücher wohl nie vergessen !


nicht egal !


http://de.news.yahoo.com/27032006/3/pol ... m-tot.html
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Otto
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Re: Stanislaw Lem

Beitrag von Otto »

nicht egal ! hat geschrieben:Heute starb im alter von 84 Jahren Stanislaw Lem , einer der Lieblingsautoren von Otto .

Sein Andenken werden wir durch seine zahlreichen Bücher wohl nie vergessen !

nicht egal !

http://de.news.yahoo.com/27032006/3/pol ... m-tot.html
"Der Kosmos ist zwar das beständigste unter allen Dingen, diese Beständigkeit umfaßt aber nicht die Lehre, die seiner Erforschung dient"
Stanislaw Lem: Science Fiction und Kosmologie - in: Franz Rottensteiner (Hrsg.): Quarber Merkur - Aufsätze zur Science Fiction und Phantastischen Literatur, Suhrkamp, Ffm. 1979, p. 33-39, p. 33.
http://www.ottosell.de/soltxt.htm
http://www.lem.pl/
http://img529.imageshack.us/img529/2783/lem5ku.jpg
Verännern mutt sien, sä de Düvel, do streek he sien Steert gröön an.

"In der Lebenswelt gibt es drei Kategorien, das Essbare, das Kopulierbare und das Gefährliche"

"Mir gefällt Ihr Benehmen nicht."
"Macht nichts. Ich verkauf's ja nicht."
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Otto
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Beitrag von Otto »

Lem: Ich war sogar schon einmal klinisch tot vor zwei Jahren.

Frage: Wie das?

Lem: Ich bin einfach umgekippt, weil ich damals noch nichts von meiner Alters-Diabetes wußte und zu viel Süßes gegessen hatte. Die Folgen waren eine schwere Kopfwunde, eineinhalb Liter Blutverlust und schließlich einige Stunden Koma. Und was soll ich sagen? Es war ein sehr angenehmer Zustand; ein Zustand der vollkommenen Leere. Seit diesem Ereignis weiß ich jedenfalls, daß uns nach dem Tod nichts erwartet. Ein absolutes Garnichts.

Frage: In Bezug auf Ihre Person kommt man um eine generelle Diagnose schwerlich herum: die Wandlung vom SciFi-Visionär zum Fortschrittskritiker und -zweifler.

Lem: Das stimmt, ja. Weil sich ein absolut gesetzter Fortschritt in Regreß verwandelt. Auf allen möglichen Ebenen - ethisch, technisch, politisch. Sie als Einzelner können so viel schreien, wie Sie wollen. Sie werden nicht einmal gehört. Nichts können Sie mehr ausrichten!


Intelligenz ist im Grunde ihres Wesens ungesund
Ein letztes Gespräch mit Stanislaw Lem über das Altern, den Tod, das literarische Lebenswerk und den Fortschritt
von Patrick Grossmann, DIE WELT, Mi, 29. März 2006
http://www.welt.de/data/2006/03/29/866477.html
Kein Kamikätzchen mehr
Kennen Sie Phantolemchen oder Kamikätzchen? Nein? Kein Wunder! Denn es gibt sie schon lange nicht mehr. Trurl, der Erfinder, baute einst eine Maschine, die alles herstellen konnte, was mit dem Buchstaben N begann. Seither gibt es Nonsens, Nekrophilie, Niedertracht und vieles mehr. Sein neidischer Kollege Klapauzius aber wollte die Maschine auf die Probe stellen. Er befahl ihr: "Maschine, schaffe Nichts!" Und die Maschine machte sich ans Werk, erzeugte das Nichts und beseitigte Schritt für Schritt die Niedertracht, den Nonsens, die Nekrophilie, aber auch die Phantolemchen und die Kamikätzchen. Bald ahnten Trurl und Klapauzius, dass es das Ende der Welt bedeuten würde, wenn sie die Maschine nicht stoppten. Als sie ihr Einhalt geboten hatten, wünschte sich Klapauzius die Phantolemchen wieder, aber die Maschine erwiderte, sie könne sie nicht zurückbringen, weil sie ja nur Dinge erzeugen könne, die mit einem N begannen. Nonsens, Nekrophilie und Niedertracht gibt es seither wieder, Kamikätzchen und Phantolemchen sind für immer verschwunden.
Es sind auch kleine Geschichten wie diese mit dem Titel "Wie die Welt noch einmal davonkam", die neben seinen bekannten Romanen die Einzigartigkeit des Werkes von Stanislaw Lem ausmachen.


VON STEFAN WIRNER, taz vom 29.3.2006, S. 16
http://www.taz.de/pt/2006/03/29/a0170.1/text
Wie hat er das nur gemacht? Jedes Werk von Lem erstaunt seine Leser immer wieder durch diese eigenwillige und unverwechselbare Transformation der wissenschaftlichen Avantgarde in ein schriftstellerisches Produkt, in dem sich kreuzen und überlagern: die Wissenschaft, die Philosophie, die Literatur, das Entwerfen von kühnen Hypothesen, hochspekulative Phantasien und ein Riecher für Entwicklungstendenzen, die nicht realisiert werden müssen (Lem ist kein Futurologe), aber verwirklicht werden können. Und man muss Lem zugestehen, dass es ihm dabei oft auch gelungen ist, Wirklichkeiten zu antizipieren, die von seinen wissenschaftliche Kollegen nur mit spöttischem Lächeln zur Kenntnis genommen worden sind. Man denke nur an Gentechnologie, Neurobionik, Cyborgisierung, Künstliche Intelligenz, vor allem aber an die virtuellen Simulationsmechanismen, die Lem bereits 1964 in seiner Summa technologiae als "Phantomatik" und "Phantomatologie" skizziert und durchdacht hat.

Das "System Lem" arbeitete realistisch und phantastisch, befreit aus den Fesseln durch Tatsachen, aber orientiert an den neuesten Forschungsprogrammen. Es verortete sich im Kältestrom einer äußerst klaren Rationalität, aber überließ sich zugleich dem Flug im Wärmestrom der Phantasie. Deshalb musste es für all diejenigen eine Herausforderung bedeuten, die davon nur die eine Seite haben wollten und mit der anderen nichts anzufangen wussten. In der Literaturwissenschaft selbst seines Heimatlandes taucht der erfolgreichste polnische Schriftsteller des 20. Jahrhunderts kaum auf, weil seine wissenschaftlichen Kenntnisse sich einer literarischen Würdigung entziehen; für viele Science-Fiction-Fans, die nur am Plot oder an technischen Erfindungen interessiert sind, wirken Lems philosophische Reflexionen störend; und für die meisten Naturwissenschaftler ist das Ganze vor allem ein literarisches Spiel, das nur parasitär am Wissenschaftsprozess teilnimmt.


Sich selbst ein Rätsel: Zum Tode von Stanislaw Lem
von Manfred Geier
http://www.fr-aktuell.de/_inc/_globals/ ... euilleton/
deutsche Lem–Seite:
http://www.stanislaw-lem.de/start/start.html

seine Bücher mit Beschreibung:
http://www.stanislaw-lem.de/buch/buch.html

Ausschnitt aus der achten Reise Ijon Tichys:
Der Vertreter Thubans schlug auf seinem Pult ein gewaltiges Buch auf — die Stelle war besonders gekennzeichnet — und begann zu lesen:
"Entsprechend der gültigen Systematik umfaßt der Typ Aberrantia (Abseitige) die in unserer Galaxis anomalen Formen. Der Typ unterteilt sich in die Untertypen Debilitales (Blödiane) sowie Antisapientinales (Vernunftwidrige). Zu letzterem Untertyp gehören die Gruppen Canaliacaea (Scheußler) und Nekroludentia (Leichenspieler).
Bei den Leichenspielern unterscheiden wir wiederum die Gattung Patricidiaceae (Vatermörder), Matriphagideae (Mutterfresser) und Lasciviaceae (Ekelgeiler oder kurz: Geiler). Die Ekelgeiler, bereits völlig entartete Formen, klassifizieren wir, indem wir sie in Cretininae (Stumpfmäuler, z. B. Cadaverium Mordans, Leichenbiß-Narrkopf) und Horrorissimae (Unheuer, mit dem klassischen Vertreter in Gestalt des Trübsinnhabachters, Idiontus Erectus Gzeemi) teilen. Einige der Unheuer bilden eigene Pseudokulturen; hierher gehören solche Arten wie Anophilus Belligerens, der Hinterlieb-Schlachter, der sich selbst Genius Puicherrimus Mundanus nennt, oder wie jenes eigenartige, am ganzen Leib kahle Exemplar, das von Grammpluss im dunkelsten Winkel unserer Galaxis beobachtet wurde — Monstroteratus Furiosus (Gräßel–Wüterich), der sich selbst Homo Sapiens nennt."

Lem: Sterntagebücher, Frankfurt 1978, S. 42.
Spezial–Archiv bei "Telepolis" mit vielen Aufsätzen Lems:
http://www.heise.de/tp/r4/special/lem.html
Verännern mutt sien, sä de Düvel, do streek he sien Steert gröön an.

"In der Lebenswelt gibt es drei Kategorien, das Essbare, das Kopulierbare und das Gefährliche"

"Mir gefällt Ihr Benehmen nicht."
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