Talfahrt für das Taxi-Gewerbe hält auch 2005 an

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Jonny weiß alles
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Talfahrt für das Taxi-Gewerbe hält auch 2005 an

Beitrag von Jonny weiß alles »

Talfahrt für das Taxi-Gewerbe hält auch 2005 an
Auch in Hamburg hofft die Branche auf bessere Geschäfte durch die Fußball-Weltmeisterschaft - 3497 Fahrzeuge sind derzeit gemeldet
von Jürgen Hoffmann
Taxifahrer ärgern sich über lange Standzeiten, Fahrgäste beschweren sich über zu laute Radios, Taxenverbände wollen höhere Preise, Funkzentralen jagen sich gegenseitig Kunden ab und die Schwarzarbeit nimmt zu. In kaum einer anderen Branche in Hamburg herrscht so viel Unruhe, Zwist und Frust wie im Taxigewerbe. Das Image ist angekratzt, die Umsätze sinken, die Lage vieler Unternehmer ist bedrohlich, der Verdrängungskampf wird härter.
Hamburgs Taxengewerbe steckt in der Krise. Schätzungsweise 18 bis 20 Millionen Taxifahrten wurden 2004 in Hamburg durchgeführt, 1910 Taxenunternehmer mit 3497 Fahrzeugen sind derzeit gemeldet. Diese Zahlen sinken seit drei Jahren kontinuierlich, 2002 gab es noch fast 500 Taxen mehr. "Wir sind auf dem Stand von vor 30 Jahren", sagt Helma Krstanoski von der zuständigen Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt. Mit der Talfahrt der Konjunktur sind auch die Einnahmen der Taxifahrer geschrumpft. Kfz-Versicherungsbeiträge, Reparatur- und Benzinkosten sind gleichzeitig gestiegen. Die Tariferhöhung um 3,96 Prozent am 1. November 2004, um die es im Gewerbe viel Streit gab, weil einige Taxiverbände bis zu 25 Prozent für Kurztouren mehr wollten, einige Zentralen angesichts rückläufiger Kundenzahlen sogar die Preise senken wollten, hat das nicht verändert. Die Fahrer verdienen in der Regel am Nettoumsatz, den sie einfahren, 40 oder 50 Prozent. Von einer Tour, die 10,70 Euro (inklusive sieben Prozent Mehrwertsteuer = 70 Cent) kostet, bleiben ihnen damit vier oder fünf Euro, sechs oder fünf Euro erhält der Unternehmer. Bei Hansa Funktaxi beispielsweise fährt der Durchschnitts-"Kutscher" 1,5 Touren pro Stunde, sitzt fünf Tage die Woche zehn Stunden täglich am Steuer und verdient monatlich 1600 Euro brutto.
Den meisten Fahrern geht es noch schlechter, sie haben weniger Touren, weniger Geld am Monatsende im Portemonnaie. Gudrun Reinke von der Taxizentrale Autoruf: "Viele Fahrer versuchen, das rückläufige Geschäft durch längere Arbeitszeiten zu kompensieren. Ich kenne Familienväter, die 60, 70 Stunden pro Woche und länger fahren, um zurechtzukommen." Andere Zentralen berichten von Fahrern, die regelmäßig 16 Stunden am Tag hinterm Steuer sitzen, weil sie nur drei oder vier Euro brutto in der Stunde verdienen. Alexander Lux, Vorstand des Landesverbands für das Personen-Verkehrsgewerbes Hamburg: "Das geht auf Kosten der Sicherheit."
Die Klagen des Taxengewerbes haben den Senat veranlaßt, in den nächsten drei Jahren die wirtschaftliche Lage der Branche begutachten zu lassen. Der Clou: 110 bis 150 Taxen werden mit Kontaktsitzen ausgestattet, um festzustellen, ob Fahrgäste transportiert werden, ohne daß der Taxameter eingeschaltet ist. Mit der Studie soll auch illegal arbeitenden Betrieben der Branche das Handwerk gelegt werden, die Touren fahren, ohne den Taxameter anzumachen, keine Konzession besitzen oder "nebenbei Stütze kassieren", wie Taxifahrer Ani Wirski weiß. Ein offenes Geheimnis ist auch, daß es in Hamburg einige ausländische
Taxi-Unternehmer mit Dutzenden Fahrzeugen gibt, die ihre Wagen für 40 oder 50 Euro pro Tag illegal an jeden Fahrer vermieten.
Die meisten Taxenunternehmer fahren für eine der neun Hamburger Funkruf-Zentralen. Jürgen Kruse, Vorstand der Zentrale Hansa Funktaxi (211 211), beziffert für das vergangene Jahr den Umsatz seiner angeschlossenen 480 Unternehmer mit 620 Fahrzeugen auf rund 37 Millionen Euro (davon neun Millionen Euro bargeldlos) - ein Plus von 5,1 Prozent. Das genossenschaftlich organisierte Call-Center hat im vergangenen Jahr 3,65 Millionen Touren vermittelt, beschäftigt 60 feste Mitarbeiter. Neben 211 211 ganz vorne fährt die Zentrale Autoruf (44 10 11), die vor zweieinhalb Jahren den Konkurrenten 66 66 66 geschluckt hat. Für beide Nummern rollen zwar rund 1150 Fahrzeuge von knapp 700 Unternehmern, die Zahl der per Funk vermittelten Aufträge aber lag 2004 nur bei "etwa 2,5 Millionen", so Chef Günther Möller. Die jüngste der großen Zentralen ist Das Taxi (61 11 22) mit 94 Fahrzeugen, 58 Unternehmern und rund 310 000 per Funk vermittelten Touren im vergangenen Jahr. Es folgen Funktaxi Harburg mit etwa 100 Taxen und vier kleinere Zentralen, die jeweils 40 bis 50 Fahrzeuge am Start haben. Hinzu kommen weit über 1000 Taxifahrer, die ohne Funk arbeiten. Thomas Lohse, Vorstand der Taxenunion Hamburg Hansa, der größten Gewerbevertretung Hamburgs, tritt für eine Reduzierung der Anzahl der Taxen ein. Er hält 2800 Fahrzeuge für ausreichend. Martin Berndt, Vorsitzender des HTV, fordert einen sofortigen Konzessionsstopp: "Das Überangebot ist katastrophal." Mario Menzerolf, Vorstand von Das Taxi, widerspricht: "Ich bin stolz, daß in Hamburg die Anzahl der Konzessionen nicht begrenzt wird." Er denkt schon an 2006: "Wenn die Fußball-Weltmeisterschaft in Hamburg ist, brauchen wir viele Taxen." Derzeit kommen auf 1000 Hamburger 2,04 Taxen, in Berlin sind es 1,92, in Frankfurt am Main 2,66, in München 2,79.
Bild ( Nix verstehen - Du sagen - ich fahren )
Überflieger
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Beitrag von Überflieger »

Mario Menzerolf, Vorstand von Das Taxi, widerspricht: "Ich bin stolz, daß in Hamburg die Anzahl der Konzessionen nicht begrenzt wird." Er denkt schon an 2006: "Wenn die Fußball-Weltmeisterschaft in Hamburg ist, brauchen wir viele Taxen."

Was ist das denn für ein saudoofes Argument? In der AOL-Arena werden 4 Spiele ausgetragen u.a. so "hochinteressante" Spiele wie Togo gegen Thailand...! Nach 4 Wochen ist dann auch für Hamburg die WM wieder vorbei! Und dafür mal gau ein paar Hundert Droschken zusätzlich auf den Markt werfen? Das wäre an Doofheit nun wirklich nicht mehr zu überbieten! Meine Güte dann muß der Kunde eben mal, wenn überhaupt, eine Minute länger als sonst üblich auf eine Droschke warten! Ist das so schlimm?
Überflieger
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