Es gibt zwei wesentliche Informationen die in der Berichterstattung der Tagesschau leider mit keinem Wort auftauchen.
Erstens hat sich europaweit eine breite Front anderer Zeitungen und einzelner Journalisten solidarisch hinter Jyllands-Posten gestellt - in einer Vielzahl von Zeitungen wurden die umstrittenen Karikaturen nachgedruckt, häufig sogar auf den Titelseiten. Einen kleinen Überblick kann man sich hier verschaffen :
http://www.jp.dk/indland/artikel:aid=3530562:fid=11146/
Der eigentliche Artikel ist natürlich dänisch, die Links und die Bilder der anderen Zeitungen/Titelseiten sprechen aber auch so für sich.
Zweitens hat Jyllands-Posten sich inzwischen öffentlich für die mögliche Kränkung religiöser Gefühle entschuldigt.
Zugleich hat Jyllands-Posten aber auch erklärt daß diese Entschuldigung als eine "Kapitulation" anzusehen ist in einer Auseinandersetzung die man nicht gewinnen kann. Hilfreich fand ich dazu diesen Bericht aus der "Welt" :
http://www.welt.de/data/2006/02/01/839667.html
Das eigentliche Problem scheinen mir nicht die Karikaturen zu sein über die man wie immer unterschiedlicher Meinung sein kann. Das tatsächliche Problem ist die radikal intolerante Reaktion interessierter religiöser und politischer Kreise die allen Ernstes eine Beschränkung der Pressefreiheit und sogar eine "Bestrafung" der Verantwortlichen in Dänemark fordern während die tatsächlich nur von einem demokratischen Grundrecht Gebrauch machen.
Ich finde die Karikaturen soweit ich sie sehen konnte nicht schön und es wundert mich nicht daß sie in Deutschland ausgerechnet auf der Titelseite der "Welt" gelandet sind und sonst offenbar kaum zu sehen waren. Es trifft wohl auch die Bewertung des Deutschen Journalisten-Verbands zu der sich gegen die Veröffentlichung ausgesprochen hat weil die Karikaturen gegen einen Presse-Kodex verstoßen. Insofern treffe ich mich da glaube ich sehr wohl mit wolli und seinen unguten Gefühlen.
Im Moment allerdings sollte diese Kritik zurückstehen gegenüber einer klaren Verteidigung der Pressefreiheit und der demokratischen Grundrechte die von religiösen Fundamentalisten allen Ernstes in Frage gestellt werden. Ich bin anderer Meinung als die Karikaturisten von JP, aber die Idee religiöse Zensoren in einem islamisch-fundamentalistischen Land könnten künftig erfolgreich beeinflussen was bei uns in der Zeitung stehen darf und was nicht verursacht mir mehr als nur eine Gänsehaut.
Der französische "France Soir" schreibt auf seiner Titelseite "Ja, wir haben das Recht, Gott zu karikieren." Genau das ist der Punkt.
Dienstag gab es Bombendrohungen gegen die Büros der Zeitung JP in Kopenhagen und Esbjerg, heute ebenso in Århus. Wer glaubt mit Mitteln des Terrors, aufgehetzter Massendemonstrationen und der Drohung mit wirtschaftlichem Boykott die Pressefreiheit brechen zu können der hat ja wohl ganz eindeutig irgendwo den Schuß nicht gehört
Die bei dieser Gelegenheit vorgeführte Intoleranz und der Fanatismus haben dem Islam und den islamischen Ländern sehr viel mehr Schaden zugefügt als es selbst die schlimmsten fremdenfeindlichen Karikaturen jemals gekonnt hätten.
homer