Prozess

Merz und Co - nach dem Wetter Top-Thema im Taxi
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yogi
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Prozess

Beitrag von yogi »

(...)
Die Staatsanwaltschaft hatte diese Tat als Mord gewertet, doch das Gericht folgte der Anklage nicht. Das Mordmerkmal der Heimtücke habe sich nicht mehr nachweisen lassen, so begründet die Vorsitzende Heike Hartmann-Garschagen die "unerwartete Entscheidung" ihrer Kammer. Nach fast 70 Jahren sei ein "Beweisverlust" eingetreten, der sich zu Gunsten des Angeklagten ausgewirkt habe. Die letalen Schüsse in der Nacht waren demnach juristisch gesehen bloß ein Totschlag - und der ist längst verjährt.
(...)
Ein erstes Ermittlungsverfahren gegen Siert B. war vor Jahren eingestellt worden, weil die deutschen Juristen die Erschießung Dijkemas schon seinerzeit als Totschlag angesehen hatten.
(...)
www.spiegel.de/panorama/justiz/prozess- ... 42498.html
...schon eine mißliche Situation für den Anklagevertreter. Um eine Verurteilung zu erreichen muß er das höchste Risiko eingehen, die Sachlage unter die Mordmerkale zu subsumieren - dies ist nun wieder nicht gelungen.
Natürlich läßt dies angesichts des Verbrechens das hier geschah den Beobachter zweifeln; andererseits ist es ein starkes Signal des Rechtsstaates und auch der Rechtswissenschaft, daß eben auch eine solch " unerwartete Entscheidung " einer Kammer am Ende eines Prozesses stehen kann.
Der Vertreter der Nebenklage, der Kölner Rechtsanwalt Detlef Hartmann, reagiert am Mittwochnachmittag mit Empörung auf die Einstellung des Verfahrens: "Diese Entscheidung ist ein Schlag ins Gesicht der Opfer und unhaltbar", sagt er.
www.spiegel.de/panorama/justiz/prozess- ... 42498.html
Als Vertreter der Nebenklage muß er das sagen.
Aber ich glaube nicht, daß ein juristisch schwacher und anfechtbarer Schuldspruch den Opfern Gerechtigkeit zukommen lassen würde.
Ein Schlag ins Gesicht der Opfer ist für mich vielmehr, daß es der deutsche Staat geschafft hat, die Verkündung eines Urteils in dieser Sache gegen diesen Verbrecher 69 Jahre hinzuziehen.
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Otto
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Beitrag von Otto »

Das haben sie immer gut hingekriegt.
Verännern mutt sien, sä de Düvel, do streek he sien Steert gröön an.

"In der Lebenswelt gibt es drei Kategorien, das Essbare, das Kopulierbare und das Gefährliche"

"Mir gefällt Ihr Benehmen nicht."
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yogi
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Beitrag von yogi »

"Herr H., wir sind fast gleich alt. Wir stehen bald vor dem gleichen Richter. Sprechen Sie darüber, was Sie erlebt haben! Was ich auf der anderen Seite erlebt habe!"
www.spiegel.de/panorama/justiz/auschwit ... 76943.html
...wenn sie bei dir nach der Dialyse oder nach der Bestrahlung in der Taxe sitzen quaken sie ohne Unterlaß - manchmal auch über das was der andere erlebt haben könnte...was mich am Taxifahren immer fasziniert hat - ich brauche solche Prozesse nicht, oft ist es das offen gesprochene Wort und ich weiß Bescheid...
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Cool Fire
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Beitrag von Cool Fire »

Einer dieser Schauprozesse, mit dem die deutsche Justiz ihr schlechtes Gewissen
reinzuwaschen versucht...ich möchte nicht wissen, wieviele dieser ehrbaren "Pflicht-
erfüller"direkt nach dem Krieg in die Verwaltung und den gehobenen Dienst beordert
wurden...war ja sonst niemand zur Stelle, heißt es immer.

Ein Hoch auf die deutsche Doppelmoral...
Don't live for pleasure - make life your treasure!
(Ronnie James Dio)
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yogi
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Beitrag von yogi »

Geplatzter Auschwitz-Prozess
"Ein fatales Signal"
Der Auschwitz-Prozess in Neubrandenburg gegen einen früheren SS-Sanitäter ist geplatzt. Der Nebenklageanwalt erhebt schwere Vorwürfe gegen den Richter: Sein Mandant, ein Holocaust-Überlebender, sei entsetzt.

(...)
Gerechtigkeit braucht auch Empathie - und die fehlt den Richtern hier
(...)
Jedenfalls sendet der Verlauf des Verfahrens ein fatales Signal: Es gibt immer noch das andere Deutschland - das, in dem die Täter von Auschwitz nicht vor Gericht landen, sondern das Thema im Orkus der Vergessenheit.
(...)
www.spiegel.de/panorama/justiz/auschwit ... 15582.html
...was daran wundert den juristischen Aufklärer - er steht natürlich auf verlorenem Posten, und er weiß es ja auch - der Orkus der Vergessenheit vs. Empathie in der Jurisprudenz...was will man da noch argumentieren...
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yogi
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Beitrag von yogi »

Cool Fire hat geschrieben:...ich möchte nicht wissen, wieviele dieser ehrbaren "Pflicht-
erfüller"direkt nach dem Krieg in die Verwaltung und den gehobenen Dienst beordert
wurden...
Mehrere frühere LKA-Chefs waren NS-Verbrecher

"Sie hätten niemals mehr als Polizisten arbeiten dürfen": Vier von sechs Ex-Direktoren des Landeskriminalamts in NRW waren Naziverbrecher - und pflegten auch nach dem Krieg alte Seilschaften.

(...)
https://www.spiegel.de/panorama/justiz/ ... 01506.html
...also mindestens vier!
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