http://www.nwzonline.de/oldenburg/wirts ... 47838.html
Ich wiederhole hier mal einen Beitrag, den ich vor kurzem in einem anderen Thread geschrieben habe:
Die Hamburger bekommen ihren behördlich verordneten Tarif übrigens schon zum 01.10.2014. Von den Werten, die die Verbands-Arge beantragte, ist fast die Hälfte weggefallen. Der Karenztarif bleibt. Mir gefällt der Tarif in seiner Struktur durchaus. Würde OL ihn übernehmen, liefe es auf eine Tarifsteigerung von gut 20 % hinaus. Wer damit nicht überleben kann, sollte sich fragen, ob er seine Lenkungsmöglichkeiten ausgeschöpft hat.Der Oldenburger Antrag liegt weit über dem der Hamburger, aber die Struktur ist gleich. Künftig sollen Zeit und Strecke gleichzeitig zählen. Nach meinen Messungen kommen dabei in OL Erhöhungen zwischen 15 und 50 %, manchmal auch mehr heraus. In HH gibt es offenbar Gegendwind von der Behörde: http://www.taxiforum.de/forum/viewtopic ... 33#p186733 - Sie will Mitnahmeeffekte verhindern, also das Durchfüttern nicht marktfähiger Betriebe. Auf OL übertragen muß man daher wohl fragen, ob es nicht zu Kritik führen muß, wenn zuerst die Taxianzahl erheblich aufgebläht und dann das Geld eingefordert wird, das nötig ist, um sie beizubehalten. Und das umso mehr, als gleichzeitig die geldverschwendende zersplitterte Zentralenstruktur mit den daraus resultierenden vielen Leerkilometern beibehalten wird.
Zur Tarifstruktur: Es fällt auf, daß der berechenbare Karenztarif genau in dem Augenblick abserviert werden soll wo die Konkurrenzsituation mit den Mietwagen endet, die ihn vor 14 Jahren hervorgebracht hat. Wie war das noch mit den Auswirkungen von Monopolen?
Keine Frage: Der Mindestlohn erfordert ein Nachdenken, wie er zu finanzieren ist. Das Modell "Lohn nach Zeit - Tarif nach Zeit" ist da nicht ganz abwegig. Aber er birgt in der (nicht nur in OL und HH) beabsichtigten Form eine gewaltige Tücke: Die Preissicherheit ist damit Geschichte. Während man Kunden bisher auf den Cent genau den Fahrpreis ansagen (und damit auch Bescheißereien und Umwegfahren aufdecken) konnte, braucht man künftig eine Glaskugel. Die Fahrgeschwindigkeit soll jetzt zum zum dominierenden Element werden.
Daß die Verkehrssituation sich auf den Fahrpreis auswirkt, kann man im Sinn einer Lenkungsfunktion sogar noch als wünschenswert bezeichnen. Aber die Fahrgeschwindigkeit ist gleichzeitig auch der Schlüssel, um Mitbewerber auszustechen: Schneller fahren heißt billiger zu sein (ganz im Gegenteil zum übrigen ÖPNV übrigens). Die unkritische Oma darf dann mehr zahlen, weil der Fahrer ein wenig bummelt, und für den Preisdrücker am Taxistand sticht der Fahrer die Kollegen mittels einer kleinen Raserei aus.
Bei einem Stundenlohn bringt Rasen und das gierige Ferntourenabstauben nichts? Doch, denn anders als bisher dürfte künftig ein immenser psychischer Druck auf den Fahrern liegen, zum Lohn passende Umsätze reinzuholen oder im Falle des Mißlingens nach Haus gehen zu dürfen. Diejenigen, die halbwegs korrekt die Geschwindigkeitslimits einhalten (ja Otto, damit meine ich z.B. mich Schleicher), werden sich Forderungen der (tarifkundigen) Fahrgäste ausgesetzt sehen, mehr aufs Gas zu treten, und laufen Gefahr, sich einen Abzocker-Vorwurf einzuhandeln, falls dem nicht nachkommend. Und das ist eine Baustelle, die ich gar nicht mag.
http://www.der-innenspiegel.de/phpbb/vi ... 2842#62842