Große Mehrheit will Reformen - aber welche und wie?

Merz und Co - nach dem Wetter Top-Thema im Taxi
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jr
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Große Mehrheit will Reformen - aber welche und wie?

Beitrag von jr »

Eine in der NWZ vom 01.10.2005 abgedruckte AFP-Meldung zu einer Umfrage der Bertelsmann-Stiftung besagt:
  • 84 % fordern weitere Veränderungen
    davon
    89 % mehr Engagement für Kinder
    75 % bessere Verständlichkeit von Verwaltungsentscheidungen
    74 % Bürokratieabbau
    74 % schlüssige Konzepte für die Bewältigung des demographischen Wandels

    44 % der Befragten gaben an, bisher keine Veränderungen auf Staats- und Verwaltungsebene bemerkt zu haben

    38 % der Befragten haben in den vergangenen Jahren Reformen auf dem Arbeitsmarkt wahrgenommen

    weniger als ein Viertel erinnert sich an Reformen des Gesundheitssystems
Was läuft da schief? Schreiben und denken die Ottos und Ullis, Gerhards und Angelas der Welt am Thema vorbei? Wie muß eine Reform denn aussehen, die vom Rest der Welt auch bemerkt wird?

Ich würde mich freuen, wenn hier mal nicht die übliche Parteienschlägerei fortgesetzt sondern das Thema sachlich angegangen würde.
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wolli
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Beitrag von wolli »

Wie muß eine Reform denn aussehen, die vom Rest der Welt auch bemerkt wird?

Ich würde mich freuen, wenn hier mal nicht die übliche Parteienschlägerei fortgesetzt sondern das Thema sachlich angegangen würde.
dann fang doch mal damit an! :wink:
seid nett zu einander!
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Otto
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Beitrag von Otto »

wolli hat geschrieben:
Wie muß eine Reform denn aussehen, die vom Rest der Welt auch bemerkt wird?
Ich würde mich freuen, wenn hier mal nicht die übliche Parteienschlägerei fortgesetzt sondern das Thema sachlich angegangen würde.
dann fang doch mal damit an!
Sei nicht immer so faul, Wolli!

@ JR: wenn weniger als ein Viertel bemerkt hat, daß wir Praxisgebühren sowie für jedes Medikament bezahlen (an dieser Stelle völlig wertfrei gemeint), was willst du dann noch sagen?

Wenn 62% der Leute keine Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt bemerkt haben, kann man wohl nur Desinteresse vermuten. Anscheinend geht es den Arbeitsplatzinhabern und Rentnern immer noch zu gut.

"mehr Engagement für Kinder" sowie "schlüssige Konzepte für die Bewältigung des demographischen Wandels" gehören unmittelbar zusammen. Kinder zu bekommen ist noch immer das größte Armutsrisiko in Deutschland. Solange das so ist, wird man den demographischen Wandel niemals bewältigen. Wie kann man Flexibilität auf dem Arbeitsmarkt fordern, wenn die Frauen weitgehend damit alleine gelassen werden, wohin sie ihre Kinder während ihrer Arbeitszeit wegorganisieren.

"Bürokratieabbau": es wäre schon viel gewonnen, wenn die Staatsdiener sich als solche empfinden und realisieren würden, daß sie simple Dienstleister sind. Die Arroganz, mit der der "Kundschaft" hier oftmals begegnet wird, ist völlig unangemessen. Zu begreifen, daß die Menschen, die da vor ihren Schreibtischen stehen oder sitzen, ihre Arbeit- und Geldgeber sind, würde die Qualität der Arbeit mit Sicherheit steigern.

Wenn nämlich immerhin 44% der Befragten "bisher keine Veränderungen auf Staats- und Verwaltungsebene bemerkt" haben, so haben wir bisher vielleicht zu wenig in diesem Sektor eingespart. Eine lineare Senkung aller Beamtenbezüge und Angestelltengehälter im öffentlichen Dienst um 10% wäre m. E. nach angemessen. Wenn wir uns "diesen Sozialstaat wegen der Globalisierung so nicht mehr leisten können" —wie aus der Politik gerne behauptet wird— dann können wir uns diesen behördlichen Wasserkopf so schon lange nicht mehr leisten.

Da aber die überwältigende Mehrheit unserer Volksvertreter aus dem öffentlichen Dienst kommt, sind das alles nur Wunschträume.
Verännern mutt sien, sä de Düvel, do streek he sien Steert gröön an.

"In der Lebenswelt gibt es drei Kategorien, das Essbare, das Kopulierbare und das Gefährliche"

"Mir gefällt Ihr Benehmen nicht."
"Macht nichts. Ich verkauf's ja nicht."
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wolli
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Beitrag von wolli »

Sei nicht immer so faul, Wolli!
warum nicht? :roll: ...solange ich dich habe! :P ... :D :wink:
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nicht egal !

Beitrag von nicht egal ! »

Otto ,

hast Recht !

Entspricht voll meiner Meinung .

n.e !
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jr
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Beitrag von jr »

Otto schrieb:
"Bürokratieabbau": es wäre schon viel gewonnen, wenn die Staatsdiener sich als solche empfinden und realisieren würden, daß sie simple Dienstleister sind. Die Arroganz, mit der der "Kundschaft" hier oftmals begegnet wird, ist völlig unangemessen. Zu begreifen, daß die Menschen, die da vor ihren Schreibtischen stehen oder sitzen, ihre Arbeit- und Geldgeber sind, würde die Qualität der Arbeit mit Sicherheit steigern.
Ohne Dir an sich widersprechen zu wollen: Es geht beim Abbau von Bürokratie nicht so sehr um das Verhalten gegenüber dem "Kunden" - da darf das Taxigewerbe ohnehin wenig meckern - sondern um den Vorschriftenwust, der sich - in den letzten Jahren sogar vestärkt - aufgetürmt hat.

Wenn es um Einsparungen - sprich Reformen - geht, möchte ich hier noch mal ein extrem negatives Beispiel aus dem Bundesland Hessen (MP: Koch (CDU) !!) nennen. Dort sind anders als im Rest der Republik nicht die Städte und Kreise für die Taxen zuständig sondern die Gemeinden. Das gilt für alle Gemeinden über 7500 Einwohner. Darunter ist der entsprechende Landrat zuständig. In Hessen gibt es 421 Gemeinden, das sind fast so viele wie alle Städte und Kreise in Deutschland zusammen. Da kann sich jeder ein Bild davon machen, wieviel Leute allein damit beschäftigt sind, Taxen, Taxiordnungen und Taxitarife zu verwalten. Das ist das, was dieses Land lahmlegt. Auf anderen Sektoren der Wirtschaft werden wir - sofern mit der nötigen Sachkenntnis ausgestattet - mit Sicherheit hunderte und tausende weitere Beispiele von bürokatischem Unfug dieser Art entdecken können.
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Otto
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Beitrag von Otto »

Doch, ich meckere, weil ich eine bessere Dienstleistung abliefere!
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Ulli

Beitrag von Ulli »

Auch wenn es hier nicht passt:

Habe eben mit Otto 43 Minuten und 44 Sekunden telefoniert.

Supertyp, klasse Kumpel - ich freue mich auf Oldenburg !!!

Im Februar ist es soweit... :wink:
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jr
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Beitrag von jr »

Doch, ich meckere, weil ich eine bessere Dienstleistung abliefere!
Es gibt ja durchaus auch Grund, mit behördlichen Dienstleistungen nicht immer zufrieden zu sein. Wenn ich bedenke, wie vor zwei Jahren die Reaktionen auf unsere bundesweite Tarifumfrage ausfielen, dann kommen einem schon merkwürdige Gedanken.

Was Oldenburgs Behörden angeht, bin ich in den letzten Jahren allerdings fast durchweg an freundliche Mitarbeiter geraten. Da hat sich schon ein wenig getan.

Verdächtig ist allerdings, daß Kommunen im ganzen Land sich zur Wehr setzen, wenn es ums Thema Informationsfreiheitsgsetz geht. Da fallen dann schon mal eine ganze Menge an Daten der Verschwiegenheit anheim, obwohl eigentlich nichts Geheimnisvolles daran ist.
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wolli
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Beitrag von wolli »

Ulli hat geschrieben:Auch wenn es hier nicht passt:

Habe eben mit Otto 43 Minuten und 44 Sekunden telefoniert.

Supertyp, klasse Kumpel - ich freue mich auf Oldenburg !!!
so unpassend finde ich das garnicht! :roll:

ihr seid zwar hart und manchmal recht heftig in der politischen diskussion, aber auch fair und freundschaftlich im persönlichen umgang miteinander! :D

daran könnte sich so mancher politiker ein beispiel nehmen! :idea:

p.s.: ich glaube nicht, dass herr schröder und frau merkel so lange miteinander telefonieren, wenn sie nicht müssen! :roll: :wink:
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nicht egal !

Beitrag von nicht egal ! »

Jr , ( Jürgen ) , Du hast aber auch Recht !

Beispiel :

Der berühmte Antrag vom Antrag , so daß man den Antrag vom Antrag beantragen kann ( darf ) .

Wenn man Reformen auf dem Weg bringen will , müßte man erst mal den Bürokratieapparat reformieren , man spart " viel Zeit und Geld " ein , allerdings bringt das auch erst mal " Arbeitslosigkeit für die Betroffenen "

Die Bürokrrrrratie legt das -Land - die Länder - lahm und alleine da muß das Problem gelöst werden .
Alles andere an Reformen ist nur halbherzig zu verstehen .
Nur welche - Partei - traut sich da ran , alleine darum , um wiedergewählt zu werden ?

----


Hier noch ein Gedicht von Christian Morgenstern :

Die Behörde

Korf erhält vom Polizeibüro ein geharnischt Formular ,
wer er sei und wie und wo .

Welchen Orts er bis anheute war ,
welchen Stands und überhaupt ,
wo geboren , Tag und Jahr .

Ob ihm überhaupt erlaubt ,
hier zu leben und zu welchem Zweck ,
wieviel er hat und was er glaubt .

Umgekehrten Falls man ihn vom Fleck in
Arrest verführen würde , und drunter steht Borowski , Heck .

Korf erwiedert darauf kurz und rund :
" Einer hohen Direktion
stellt sich laut persönlichem Befund ,

untig angefertige Person als nicht existent
im Eigen - Sinn
bürgerlicher Konvention

vor und aus und zeichnet ,
wennschonhin mitbedauernd nebigem Betreff ,

Korf .( an die Bezierksbehörde in ...) "

Staunend liest ' s der anbetroffene Chef .

----

Dieses Gedicht ist schon alt , aber es trifft nach wie vor auf unsere gegenwärtige Zeit zu . Es hat sich überhaupt nichts geändert im eigentlichen Sinne .
Im Gegenteil , es ist noch viel , viel schlimmer geworden .
Es muß unbedingt dort radikal ( an der Wurzel des Problems gepackt ) gearbeitet werden , sonst kommt unser geliebtes Land nicht mehr in Schwung .
- Dies wäre der berühmte Aderlaß , der noch niemanden geschadet hat! ! :!: :!:

nicht egal !
nicht egal !

Beitrag von nicht egal ! »

Ulli , ich finde es absolut super , daß Du mit Otto gesprochen hast ! :!:

....Wäre eigentlich schön , wenn wir alle miteinander telefonieren würden / könnten / möchten / wollen und dran am sein ...... > brich die Zunge ....

n.e ! :roll: :D
Ulli

Beitrag von Ulli »

Stehe mittlerweile mit Wolli, Otto und Jürgen im telefonischen Kontakt.

Kostet zwar ein wenig - aber das ist es mir wert. :wink:
Ulli

Beitrag von Ulli »

nicht egal:
>Wenn man Reformen auf dem Weg bringen will , müßte man erst mal den Bürokratieapparat reformieren , man spart " viel Zeit und Geld " ein , allerdings bringt das auch erst mal " Arbeitslosigkeit für die Betroffenen "<

Genau das ist das Problem.

Da werden sich jetzt viele Blicke nach NRW richten.
Rüttgers hat vor der Wahl versprochen, Bürokratie und Arbeitslosigkeit zurückzufahren.

Auch ich werde die neue NRW-Regierung an Taten messen.
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Otto
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Beitrag von Otto »

nicht egal ! hat geschrieben: Wenn man Reformen auf dem Weg bringen will , müßte man erst mal den Bürokratieapparat reformieren , man spart " viel Zeit und Geld " ein , allerdings bringt das auch erst mal " Arbeitslosigkeit für die Betroffenen "
nicht egal !
Nicht unbedingt, Verwaltungsbeamte und Angestellte im öffentlichen Dienst kann man umsetzen, versetzen, und auf andere Gebiete umschulen. Ein vereinfachtes Steuerrecht würde z.B. in den entsprechenden Behörden personelle Kapazitäten freisetzen, um Steuerhinterziehung besser aufzuklären.
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Otto
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Beitrag von Otto »

Außerdem, wenn irgendeine Regierung gleich welcher Couleur den Stein der Weisen finden würde, wäre dann bald alle Mitarbeiter der sogenannten "Agentur für Arbeit" arbeitslos?

Bedeutet das nicht eigentlich, daß die ehemaligen Arbeitsamtsbeamten gar kein Interesse haben können, die Arbeitslosigkeit wirklich effektiv einzudämmen? Um so mehr Arbeitslose es wurden, um so größer wurden die Arbeitsämter, ohne daß sie eine erfolgreiche Arbeit abliefern konnten, sondern sich darauf beschränken mußten, die Arbeitslosen zu verwalten.

Bedeutete ein neuer Name auch eine neue Qualität oder war die ganze Reform nicht Augenwischerei?
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Beitrag von Ulli »

Otto:
>Außerdem, wenn irgendeine Regierung gleich welcher Couleur den Stein der Weisen finden würde, wäre dann bald alle Mitarbeiter der sogenannten "Agentur für Arbeit" arbeitslos?<

Wer hat denn verfügt, dass aus einem Amt eine Agentur wurde ??? :o
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Otto
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Beitrag von Otto »

Ulli hat geschrieben:Otto:
>Außerdem, wenn irgendeine Regierung gleich welcher Couleur den Stein der Weisen finden würde, wäre dann bald alle Mitarbeiter der sogenannten "Agentur für Arbeit" arbeitslos?<
Wer hat denn verfügt, dass aus einem Amt eine Agentur wurde ??? :o
Das ist mir in diesem Thread absolut egal, da es hier um Inhalte und nicht um Parteien geht.
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Beitrag von Otto »

nicht egal ! hat geschrieben:Ulli , ich finde es absolut super , daß Du mit Otto gesprochen hast ! :!:
....Wäre eigentlich schön , wenn wir alle miteinander telefonieren würden / könnten / möchten / wollen und dran am sein ...... > brich die Zunge .... n.e !
Wie wäre es, einen Messenger zu installieren? Wolli und ich kommunizieren privat über den Yahoo Messenger (siehe das rote Y unter jedem meiner Beiträge), nachdem sich die entsprechende MS-Software als etwas sperrig herausgestellt hat. Man braucht nur eine Yahoo E-Mail Adresse für den Messenger.

Abgesehen davon hat Yahoo aber auch einen ziemlich guten E-Mail Service, den ich seit über sechs Jahren voll zufrieden nutze.
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