Das Ende der Tageszeitung

Merz und Co - nach dem Wetter Top-Thema im Taxi
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jr
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Das Ende der Tageszeitung

Beitrag von jr »

Zeitung als Shareware?

Immer weniger zahlende Kunden, immer weniger Anzeigen: Wie sieht die Zukunft des Journalismus aus? Der SPIEGEL-ONLINE-Artikel "Panik ist kein Geschäftsmodell" hat diese Diskussion kräftig angeheizt. Diskutieren Sie mit: Sie entscheiden mit über die Zukunft der Medienlandschaft.

http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,15 ... 75,00.html
Die Fotostrecke zur Internetnutzung legt nahe, daß online offline mit der Zeit ganz schön in die Quere kommt. Ich gehe davon aus, daß nur ganz große und ganz kleine Zeitungen/Nachrichtenredaktionen überleben werden. Die Mitte wird wegbrechen, weil es dafür angesichts der entstehenden Kosten keinen Markt mehr gibt. Gleichzeitig werden sehr spezialisierte Klein-Journalisten noch deutlich mehr werden, das Bloggen ist da erst der Anfang. Fragt sich (und der Spiegel uns), wer das alles bezahlen soll.
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jr
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Beitrag von jr »

Printausgabe und Homepage wachsen noch mehr zusammen

http://www.taxi-heute.de/nachricht/news.php?id=59815
Man muß ja nicht immer schwarzsehen - sinnvolle Verknüpfungen zwischen "alter" Offline-Ausgabe und Online-Informationen können einen Mittelweg darstellen.
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Otto
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Beitrag von Otto »

Ich lese schon seit Jahren keine gedruckten Zeitungen mehr!
Verännern mutt sien, sä de Düvel, do streek he sien Steert gröön an.

"In der Lebenswelt gibt es drei Kategorien, das Essbare, das Kopulierbare und das Gefährliche"

"Mir gefällt Ihr Benehmen nicht."
"Macht nichts. Ich verkauf's ja nicht."
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jr
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Beitrag von jr »

Aber Bücher!

Mein Zeitungsverbrauch ist immer noch enorm, der bringt es im Monat auf einige tausend Seiten.
((( WO=OW )))
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Beitrag von ((( WO=OW ))) »

jr hat geschrieben:
Mein Zeitungsverbrauch ist immer noch enorm, der bringt es im Monat auf einige tausend Seiten.
wie finanziert man so ein verlangen ,
minol
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Beitrag von minol »

((( WO=OW ))) hat geschrieben:
jr hat geschrieben:
Mein Zeitungsverbrauch ist immer noch enorm, der bringt es im Monat auf einige tausend Seiten.
wie finanziert man so ein verlangen ,
Laß mich raten:
... durch Taxifahren? :roll:
Dabei hat man dann auch gleich die Möglichkeit (und Zeit) die Zeitungen zu lesen! :(
Seeehr praktisch! :D
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jr
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Beitrag von jr »

wie finanziert man so ein verlangen ,
Das kostet in der Tat ein bißchen. Aber es bedeutet auch, daß nach Abzug des Lesens die Netto-Arbeitszeit und damit der Lohn in erträglichem bis gutem Verhältnis stehen können.
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Otto
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Beitrag von Otto »

die heutige Topmeldung in der Online-NWZ:
Kinder werfen Stinkbombe im Bekleidungsgeschäft
http://www.nwzonline.de/index_regionala ... id=1935532
Verännern mutt sien, sä de Düvel, do streek he sien Steert gröön an.

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jr
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Beitrag von jr »

In den USA verschwinden immer mehr Tageszeitungen:
http://www.heise.de/newsticker/US-Tradi ... ung/134702

Die Gesellschaft braucht keine Zeitungen. Was wir brauchen, ist Journalismus.
http://www.shirky.com/weblog/2009/03/ne ... thinkable/
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n.e !
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Beitrag von n.e ! »

jr hat geschrieben:
Die Gesellschaft braucht keine Zeitungen. Was wir brauchen, ist Journalismus.

Vor allem wahre Recherche und die kostet wiederum Geld , ein regelrechter Rattenschwanz !


n.e !
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jr
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Beitrag von jr »

Lange Links - lange Texte, sie zu lesen, lohnt sich aber dennoch:
Wir werden schleichend enteignet

Von Hubert Burda

http://www.faz.net/s/Rub475F682E3FC2486 ... ntent.html
Mangels eigener Ideen, mit Inhalten Geld zu verdienen, sollen diejenigen, die auf die Inhalte verweisen, herangezogen werden. Es steht zwar nicht drin, aber man kann durchaus herauslesen, daß Burda am liebsten die ganze Entstehungskette beteiligen würde, vermutlich beim Leger des DSL-Kabels angefangen.
In der Grotte der Erinnerung

Von Miriam Meckel

http://www.faz.net/s/Rub475F682E3FC2486 ... ntent.html
Qualitätsjournalismus als Schmiermittel für den sozialen Zusammenhalt - das hört sich schön an. Aber gleichzeitig die zunehmende "Bürgerberichterstattung" darauf zu reduzieren, "auf nichts anderem als der permanenten Reproduktion und Neukombination von vorhandenen Informationen" zu basieren, das verkennt den Weg des Aufbringens und Zusammenfügens von Informationen zu lesbaren Artikeln denn doch erheblich. Was viele Leute heute schon wissen, müssen Journalisten bisher erst mühsam zusammentragen. Blog und Co. verkürzen diesen Weg.
Was würde uns fehlen ohne Journalismus?

Von Stefan Niggemeier

http://www.faz.net/s/Rub475F682E3FC2486 ... ntent.html
Das liest sich schon anders:
Die Front verläuft nicht zwischen Profis und Amateuren oder zwischen Print und Online. Sie verläuft zwischen gutem Journalismus und schlechtem Journalismus.
Solange selbst als seriös geltende Zeitungen fehlerhafte Meldungen weiterverbreiten und man keinerlei Recherche dahinter suchen sollte, solange massenhaft verbreitete Nachrichtenagentur-News-Schnipsel jede Zeitungs-Startseite uniformieren, solange gibt es keinen Grund, Burda und Meckel (auf die er sich beruft) ernst zu nehmen.
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jr
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Beitrag von jr »

Hier ein aktuelles Beispiel für die Qualität von Journalismus:

Unter der Überschrift "Weniger Arbeitslose im Juni" erweckt die Heilbronner Stimme offline den Eindruck, "die Wirtschaftskrise wirke sich bisher kaum aus". Wenn man mal vom Standardlapsus absieht, daß die Junidaten mit den Maidaten verglichen werden, anstatt die Vorjahreswerte heranzuziehen, so zeigen auch die weiteren Daten (die anders als die Überschrift nicht interpretiert wurden), daß die Arbeitslosenquote im Südwesten teilweise um unglaubliche zwei Drittel (LK Hohenlohe) angestiegen ist. Während im Offline-Kommentar noch konstatiert wird, der Arbeitsmarkt sei im Land noch stabil, geht der Online-Artikel etwas realistischer mit der Entwicklung um.
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Otto
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Beitrag von Otto »

Zumal ja hier auch schon wieder die alten Statistik-Tricks angewendet werden, mit denen schon Herr Jagoda vor die Wand gefahren ist. Nicht nur die Linkspartei bezweifelt die aktuellen Zahlen.

Leute, die an private Arbeitsvermittler abgegeben wurden, Leute in Fortbildungsmaßnahmen und Ein-Euro-Jobber werden nicht mehr gezählt.

So kann man sich die Realität auch schönreden.
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Beitrag von jr »

Solange die Bezüge der Zahlen erhalten bleiben, stimmt dann immerhin deren Änderung.
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jr
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Beitrag von jr »

In den USA müssen Betreiber von Weblogs künftig ihre Verbindungen zu Anzeigenkunden offenlegen.

http://www.heise.de/newsticker/meldung/ ... 11945.html
Jetzt gehts den Schönrednern/-schreibern an den Kragen. Ob da die Zeitungskonkurrenz hintersteckt, die ja gerade wieder vermehrt auf Bezahlmodelle wechseln will? Immerhin nimmt man so den Aktualitätsdruck aus der Sache, bei dem die Ex-Offliner immer weniger mithalten können.

Lesenswert sind übrigens zahlreiche der Kommentare zum Artikel, z.B. der hier: http://www.heise.de/newsticker/foren/S- ... 7190/read/
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jr
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Beitrag von jr »

WWW - willkommen im Weitererzähl-Web

Der Satz soll in einer Marktforschungsfokusgruppe gefallen sein und treibt Medienunternehmern und Verlegern bis heute den Angstschweiß auf die Stirn. Er lautet, ins Deutsche übersetzt: "Wenn die Nachricht wichtig ist, wird sie mich finden."

http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,15 ... 55,00.html
Unsere tägliche Beschleunigung gib uns heute! Wenn Twitter-Meldungen sich schneller bewegen als die seismischen Wellen eines zugrunde liegenden realen Erdbebens (so eine Aussage im vierten Teil), dann wird es wohl nicht mehr lange dauern, bevor irgendwer schneller weiß, was wir denken, als wir selbst.
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Otto
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Beitrag von Otto »

Entropie ist ein Maß für den mittleren Informationsgehalt pro Zeichen einer Quelle, die ein System oder eine Informationsfolge darstellt. In der Informationstheorie spricht man bei Information ebenso von einem Maß für beseitigte Unsicherheit. Je mehr Zeichen im Allgemeinen von einer Quelle empfangen werden, desto mehr Information erhält man und gleichzeitig sinkt die Unsicherheit über das, was hätte gesendet werden können.

http://de.wikipedia.org/wiki/Entropie_% ... theorie%29
Gerade der letzte Halbsatz scheint mir nur noch bedingt haltbar.
"Life was simple before the war. (…) drugs, sex, luxury items. Currency in those days was no more than a sideline, and the term ‘industrial espionage’ was unknown. (...) But do you know what?"
"Let me guess."
A tragic sigh. "Information. What’s wrong with dope and women? Is it any wonder the world’s gone insane, with information come to be the only medium of exchange?"


-- Thomas Pynchon, "Gravity's Rainbow", p. 258.
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Beitrag von jr »

und gleichzeitig sinkt die Unsicherheit über das, was hätte gesendet werden können.
Dieser Halbsatz? Wenn Du alles für möglich hältst, gibt es keine Überraschungen, die Unsicherheit ist also per se auf Null festgezurrt.
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Otto
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Beitrag von Otto »

Andreas Scherer von der Augsburger Allgemeinen sprach sich auf einer Konferenz für Bezahlinhalte aus. Don Alphonso zitiert einige der Schlagszeilen, für die die Leser der Region künftig zahlen sollen:

"Feuerwehr kippt bei Übung um, Beim Üben ist ein Feuerwehrauto verunglückt. Der Löschtank schlug leck."
"Dreister Diebstahl: Über Nacht ist in Kaufering ein Apfelbaum abgeernet worden." Das wird teuer!

http://www.spiegel.de/kultur/gesellscha ... 58,00.html
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jr
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Beitrag von jr »

Versuch macht klug - und so sollte man das Augsburger Regionalblättchen nicht hindern klüger zu werden.

Mögen sie ihr “hochwertiges” Angebot - in Wirklichkeit handelt es sich um eine Website, die mit den eigenen Content überdeckender Werbung arbeitet - geneigten Usern zum Kauf feilbieten.

http://blogbar.de/archiv/2009/10/26/bay ... rblendung/
Kommentar Nr. 33
Wenn schon Zeitungen mit tatsächlich exklusiven Inhalten scheitern, wie soll eine Lokalzeitung da mehr rausholen? Wer die Verbreitung der zwei Beispiel-Meldungen mit rechtlichen Schranken versehen will, muß sich im Klaren sein, daß er damit de facto jede beschreibende Meldung unabhängig vom schöpferischen Wert vereinnahmt, mithin allen, die sie ebenfalls verbreiten wollen, das Recht daran abspricht. Das erinnert mich ein wenig an die Patentierung von Erbmaterial. Nur wer als erster am Unfallort ist, darf danach noch abgabenfrei darüber schreiben und reden.

Deswegen kann die einzige Konsequenz nur die des Kommentators sein:
Niemandem würde ein Schaden zugefügt, wenn Google larmoyante Bettler aus seinem Angebot entfernen würde.
Wer sich so weit aus dem Fenster hängt wie der Zeitungsmann, dem kann man ja wohl zumuten, eine eigene Suchmaschine auf die Beine zu stellen. Die hätte er dann, sofern er möchte, auch exklusiv für sich. Und könnte Geld für die Nutzung erheben.

Was würden die Zeitungsleute eigentlich sagen, wenn Google und Co Gebühren für die Aufnahme der Inhalte in ihren Index verlangen würden?
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