Es geht jetzt ganz gewaltig voran in Deutschland, hurra !

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761-167
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Es geht jetzt ganz gewaltig voran in Deutschland, hurra !

Beitrag von 761-167 »

Der Tagesspiegel, Berlin vom 31.07.07 hat geschrieben: Zahl der "Hartz-IV"-Empfänger erreicht Höchststand

Trotz der relativ positiven Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt ist die Zahl der Hartz-IV-Empfänger gestiegen.
Die "hoffnungsvolle Botschaft" sei ein Trugbild, erklärte Hans Jörg Duppré vom Deutschen Landkreistag.


BERLIN - Entgegen der insgesamt rückläufigen Arbeitslosenstatistik beklagt der Deutsche Landkreistag (DLT) eine stetig wachsende Zahl von Hartz-IV-Empfängern. "Die Zahl der Menschen, die von Hartz IV-Leistungen abhängig sind, hat einen absoluten Höchststand erreicht", sagte DLT-Präsident Hans Jörg Duppré.
Demnach stieg die Zahl der Hilfeempfänger im April dieses Jahres auf rund 7,4 Millionen.

Der Landkreistag kritisierte, dass die Zahl der Hartz-IV-Bezieher bislang auf die Langzeitarbeitslosen verengt werde. Ein-Euro-Jobber mit mehr als 15 Wochenstunden, Kranke oder Ausbildungsplatzsuchende etwa fänden sich dagegen nicht in der Arbeitslosenstatistik wieder, obwohl deren Lage oft nicht besser sei. Gleiches gelte für Erwerbstätige im Niedriglohnbereich, die zusätzlich auf "Hartz IV" angewiesen seien.

"Es wird endlich Zeit, dass wir uns den vielschichtigen Problemen offen stellen und uns eingestehen, dass die Zahl der Personen wächst, die auf staatliche Hilfe angewiesen sind", mahnte Duppré. Die hohe Zahl an Hilfsbedürftigen entwickele sich gegenläufig zur sinkenden Langzeitarbeitslosigkeit und nehme beständig zu. "Das muss nachdenklich machen."

In der aktuellen Arbeitslosenstatistik seien von den 7,4 Millionen "Hartz-IV-Sozialfällen" lediglich rund 2,5 Millionen Menschen erfasst, betonte DLT-Sprecher Markus Mempel. Die von der Politik verkündete "positive, hoffnungsvolle Botschaft" sei ein Trugbild. "Es geht nicht bergauf, ganz im Gegenteil", betonte Mempel.
"Es geht nicht bergauf, ganz im Gegenteil."
Ausnahmsweise finde ich, ist dem im wesentlichen nichts hinzuzufügen.

Nur eine Ergänzung scheint mir noch zum wirklichen Verständnis dieser Zahlen wichtig :
In der Gesamtzahl von gut 7,4 Millionen Leistungsempfängern sind nur diejenigen erfasst,
die - so die systematische Einschränkung durch die Hartz4-Reform - tatsächlich "dem Arbeitsmarkt
zur Verfügung stehen", also beispielsweise weder im Rentenalter noch in einer dauernden stationären
Unterbringung (also Heim, Pflege, Krankenhaus, Psychiatrie, Strafvollzug usw.) stecken.
Letzteren steht nämlich eine Leistung nach ALG2 nicht zu, sehr viele von ihnen müssen aber
weiterhin Leistungen der Grundsicherung erhalten, da hat das Kind nur einen anderen Namen bekommen.
Bewohner von Alten- und Pflegeheimen beispielsweise bekommen weiterhin Sozialhilfeleistungen.
Anders wäre die Unterbringung in sehr vielen Fällen überhaupt nicht zu bezahlen -
nicht in einem System, in dem Gesundheit und Pflege grundsätzlich nicht mehr als staatliche Aufgaben
angesehen werden, sondern nur noch als eine x-beliebige Ware wie Hundefutter oder Toilettenpapier :x

Im Grunde ist das Ganze nichts als eine Umbenennung, eine Tarnung, ein politischer Betrug.
Allerdings wäre für die Merkels und Konsorten auch kein Blumenpott damit zu gewinnen,
wenn sie sich hinstellten und öffentlich verkünden würden wie erfolgreich ihre Politik ist,
die in Deutschland zu einem Gesamt-Sozialhilfeempfängeranteil von bummelig 15% geführt hat...
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n.e !
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Beitrag von n.e ! »

> Es geht jetzt ganz gewaltig voran in Deutschland, hurra ! <


Dein Beitrag hier gehört ausserdem in die öffentliche Presse !


:wink: n.e !
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Otto
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Re: Es geht jetzt ganz gewaltig voran in Deutschland, hurra

Beitrag von Otto »

761-167 hat geschrieben:Im Grunde ist das Ganze nichts als eine Umbenennung, eine Tarnung, ein politischer Betrug.
Allerdings wäre für die Merkels und Konsorten auch kein Blumenpott damit zu gewinnen, wenn sie sich hinstellten und öffentlich verkünden würden wie erfolgreich ihre Politik ist, die in Deutschland zu einem Gesamt-Sozialhilfeempfängeranteil von bummelig 15% geführt hat...
Ist es eine falsche Politik, die dazu geführt hat, oder der Zwang, sich der von der US-Wirtschaft diktierten Globalisierung zu unterwerfen?

Die 3%-Maastricht-Grenze musste eingehalten werden, sonst wäre es noch teurer geworden, Brüssel hätte Berlin zu Strafzahlungen verdonnert. Wie aber die Defizitquote auf Dauer begrenzen, wenn die Ausgaben nicht reduziert und die Einnahmen nicht erhöht werden?

Zur Steigerung der Einnahmen gab es folglich die MwSt-Erhöhung und zur Senkung der Ausgaben Hartz-IV sowie weitere Senkungen von staatlichen Leistungen im Sozial- und Gesundheitsbereich. Beides ist völlig unabhängig von Fragen der Parteien, es ist völlig egal, ob Schröder oder Merkel regiert.

Worauf es ankäme, eine politische Willensbildung und entsprechende Mehrheiten zu schaffen, die sich trauen, auf der weltpolitischen Bühne "nein" zu sagen und die Reissleine zu ziehen.

Wenn die Globalisierung, die in Wirklichkeit nur nackter Kapitalismus ist, weiterhin nur dem Interesse der Shareholder und nicht den Menschen weltweit dient, verliert der Westen jegliche moralische Autorität, die er sich in Fragen der Menschenrechte oder der Kultur so gerne andichtet.

Wenn für die Interessen amerikanischer Ölmultis Kriege angezettelt werden, deren Opfer man dann als Terroristen bezeichnet, wenn sie sich asymmetrisch wehren, kann man unseren Herrn Schäuble, der sich so sehr der Terroristenjagd verschrieben hat, nur als Komplizen jener Herren in Washington bezeichnen, die für die Interessen ihrer Aktionäre mal eben 30.000 Afghanen und 100.000 Iraker abschlachten.

Worüber beklagen wir uns also, es geht uns doch noch gut!

Im Gegenteil, wir müssen noch mehr Geld einsparen, weil unsere "Verpflichtungen" gegenüber unseren "Verbündeten", die uns vorher nie fragen, was wir von ihren Aktionen halten, aber hinterher stets aus "Bündnistreue" verlangen, dass wir daran teilnehmen, dazu führen werden, dass sich die Brandherde auf dem Globus vervielfältigen. Die Bundeswehr klagt seit 1956 ständig über Unterfinanzierung, und wenn man sich so eine Hightech-Armee leistet, will man ja auch mal sehen, was sie so bringt, oder?

Erst zerbomben wir ihre Infrastruktur, dann schicken wir unsere Soldaten, die mit Blumen am Käppi Kindergärten, Krankenhäuser und Schulen bauen. Dafür lohnt es sich doch, mit 345 Euro auszukommen, oder?
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761-167
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Re: Es geht jetzt ganz gewaltig voran in Deutschland, hurra

Beitrag von 761-167 »

Otto hat geschrieben:Ist es eine falsche Politik, die dazu geführt hat, oder der Zwang, sich der von der US-Wirtschaft diktierten Globalisierung zu unterwerfen?
Ja.
Ist es.
Beides :)

Es ist nämlich eine falsche, ja geradezu eine richtige Scheiss-Politik,
sich den angeblichen Zwängen die von den USA diktiert werden zu unterwerfen... :lol:
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Otto
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Beitrag von Otto »

Nur, dass es niemanden gibt, der es anders machen würde.
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Otto
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Beitrag von Otto »

Vor Koalitionsrunde: Bosbach und Heil fordern weitere Maßnahmen zur Konsolidierung des Aufschwungs

Führende Politiker der Großen Koalition haben vor dem Spitzen-Treffen weitere arbeitsmarktpolitische Weichenstellungen verlangt. Im Deutschlandfunk sagte Unions-Fraktions-Vize Bosbach, Politik dürfe nicht nur für diejenigen gemacht werden, die staatliche Transfer-Leistungen erhielten. Als Beispiel dafür nannte er die aktuelle Debatte über die Erhöhung des Hartz-Vier-Regelsatzes. Es gebe auch viele Arbeitnehmer, die mit einem regulären Einkommen gerade so über die Runden kämen, meinte der CDU-Politiker. Darüberhinaus forderte er weitere Anstrengungen für mehr Beschäftigung. Auch SPD-Generalsekretär Heil verlangte Investitionen und Reformen zur Konsolidierung des Aufschwungs. Im Deutschlandradio Kultur bekräftigte er die Forderung nach Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns.

Montag, 20. August 2007 14:00 Uhr
http://www.dradio.de/nachrichten/
Scheinen mir schwer zusammen zu gehen, diese unterschiedlichen Positionen.

Bosbach ist gut: lehnt einen gesetzlichen Mindestlohn ab und begründet die Ablehnung der Erhöhung der Regelsätze für Hartz-IV Empfänger damit, dass "auch viele Arbeitnehmer (...) mit einem regulären Einkommen gerade so über die Runden kämen."

Von der Idee, den Aufschwung auch über eine steigende Binnennachfrage zu konsolidieren (denn das Exportweltmeistertum wird auch nicht ewig anhalten), scheint er nichts zu halten.
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Beitrag von 761-167 »

Seit vielen Jahren erfahren wir in Hamburch, (egal ob wir das überhaupt wissen wollen oder nicht),
bei fast jeder Gelegenheit dass diese Freie und Hansestadt Hamburg vor allem auch
eine der reichsten Städte Europas ist, so ist sie zum Beispiel die Stadt in Deutschland
mit den höchsten absoluten Zahlen an Einkommens- und Vermögens-Millionären.
Dummerweise allerdings fällt dieses Hailight, vom unteren Ende der Skala aus betrachtet
(also etwa aus der Droschkenkutscherperspektive o.ä.) irgendwie nicht jedem so recht auf :o

Ein Beispiel für das tatsächliche Leben ganz am untersten Ende der Skala liefert eine vor kurzem
veröffentlichte neue Studie des anerkannten und wissenschaftlich hoch geschätzten Hamburger
Instituts für Rechtsmedizin über die Todesfälle und Todesumstände unter Obdachlosen in Hamburg.
Insgesamt wurden für diese Studie 695 Todesfälle von Obdachlosen in Hamburg aus dem Zeitraum
von 1990 bis 2004 wissenschaftlich untersucht und ausgewertet.

Die wesentlichste Aussage der Studie ist :

Hamburgs Obdachlose sterben früh, verdammt früh sogar -
mit durchschnittlich 45 bis 46 Jahren,

und damit mehr als 30 Jahre früher als die Durchschnittsbevölkerung.

Auch in der vermutlich gar reichsten Stadt Europas...


Die meisten der untersuchten Todesfälle ereigneten sich in Notunterkünften bzw.
Wohnheimen oder direkt auf der Strasse, etwa 20% kamen vor ihrem Tod noch ins Krankenhaus.
Der Anteil der Frauen liegt bei nur etwa 10%. Etwa zwei Drittel der Toten hatten (auch) Suchterkrankungen -
sehr häufig führten aber Erkrankungen zum Tode, die normalerweise medizinisch gut zu behandeln sind,
zum Beispiel Lungenentzündungen oder vergleichsweise simple Magen-Darm-Krankheiten.
Im Vergleich mit der vorherigen Studie aus dem Jahre 2001 hat sich das durchschnittliche Sterbealter
nicht wirklich gravierend geändert :
damals lag das Durchschnitts-Todesfallalter der Hamburger Obdachlosen danach bei 44,5 Jahren.

Mehr zum Thema "Krank und Obdachlos" enthält auch die Septemberausgabe
des Hamburger Strassenmagazins "Hinz und Kunzt", da ist das diesmal Schwerpunktthema.
Für diejenigen die die Hamburger Obdachlosenzeitung nicht kaufen können :
mensch kann (wenigstens einiges davon) auch online lesen :
:arrow: www.hinzundkunzt.de
(Auf der "Hinz und Kunzt"-Seite erst auf "Strassenmagazin, aktuelle Ausgabe" und dann "Stadtgespräch" klicken...)

und vergleichbare Projekte und Initiativen gibt´s ja zum Glück auch anderswo, auch wenn die jeweilige Heimatkommune
sich vielleicht nicht ganz so gern bemüht, sich selbst mit dem Titel "reichste Stadt Europas" aufzubrezeln...
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761-167
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Beitrag von 761-167 »

Knackpunkt Arbeitszeit

Gestern fand sich im Kleingedruckten dies :
Das Hamburger Abendblatt vom 18.9.2007 hat geschrieben: Jeder sechste Beschäftigte in Deutschland arbeitet im Durchschnitt mehr als 48 Stunden pro Woche.
:arrow: http://www.abendblatt.de/daten/2007/09/18/795481.html

ES geht also auch bei den Arbeitszeiten - ganz im Sinne des Titels -
mähtig voran in Deutschland : Hurra, vorwärts zum 25-Stunden-Tag ! :D

Warum mich das stört ?

1. Weil das mit einer schlicht unmenschlichen Steigerung der Ausbeutung,
mit massenhaftem Lohndumping und Sozialabbau einhergeht, konkret zu belegen :
:arrow: http://www.abendblatt.de/daten/2007/09/19/795550.html
So gut wie niemand arbeitet mehr als 48 Stunden pro Woche nur weil er so unendlich
gierig ist und um die Goldbarren unterm Bett zu stapeln -
mehr und mehr Menschen müssen das aber tun, müssen sich mit zwei und noch mehr Jobs
durchschlagen, weil es in diesem reichen, reichen Land sonst einfach zum Leben nicht mehr reicht,
vor allem nicht für Familien, vor allem nicht, um Kinder gross zu bekommen... :x

2. Weil es geltendem europäischen Arbeitszeitrecht - und damit auch geltendem deutschen Recht -
ganz einfach zuwiderläuft, jemanden mehr als 48 Stunden pro Woche arbeiten zu lassen...
:twisted:
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Otto
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Beitrag von Otto »

761-167 hat geschrieben:2. Weil es geltendem europäischen Arbeitszeitrecht - und damit auch geltendem deutschen Recht -
ganz einfach zuwiderläuft, jemanden mehr als 48 Stunden pro Woche arbeiten zu lassen...
:twisted:
und ich finde, das müsste für Nachtschichtler noch reduziert werden, weil die viel länger zur Regeneration brauchen, weil Tagesschlaf einfach nicht so erholsam ist.
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Otto
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Beitrag von Otto »

Nettolöhne sind auf 20-Jahrestief
So wenig wie heute hatten Arbeitnehmer seit 20 Jahren nicht mehr im Geldbeutel: Die realen Nettoverdienste sind einem "Bild"-Bericht zufolge auf den niedrigsten Stand seit 1986 gesunken.
(..)
Die Statistik befeuert die aktuelle Mindestlohndebatte. Der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Michael Sommer, kritisiert in der "Bild" die mageren Lohnsteigerungen der vergangenen Jahre. "Für den Niedriglohnbereich brauchen wir eine untere Haltelinie als Schutz vor Armutslöhnen", sagt Sommer und bekräftigt noch einmal seine Forderung, der Mindestlohn solle gesetzlich auf mindestens 7,50 Euro pro Stunde festgesetzt werden.

http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,507372,00.html
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Otto
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Beitrag von Otto »

Ein tolles Beispiel für den alten Spruch, dass man keiner Statistik trauen sollte, die man nicht selber gefälscht hat:
Panikmache mit verdrehten Nettolohn-Zahlen
http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,507585,00.html
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jr
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Beitrag von jr »

Der SPIEGEL jongliert aber auch mit Äpfeln und Birnen. So wird im Vergleich Ost-West die gleiche Inflationsrate zugrunde gelegt. Es ist aber nicht zutreffend, daß sich die Zahlen parallel entwickelt haben.

Für viel tragischer halte ich, daß die BILD-Hauptschlagzeile suggeriert, daß es um Netto- und nicht um Real-Netto-Löhne geht. Die Folgen konnte man im TV sehen: "Wir verdienen das gleiche wie 1986 und alles ist seitdem viel teurer geworden." - Ein Standardsatz am Tag danach. Die Leute bekommen das in den falschen Hals und die Zeitung fördert diese Entwicklung. Erbärmlich!
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n.e !
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Beitrag von n.e ! »

Gehoert eigentlich nicht mit zum Thema ...

Wie kann ein Ehepaar ohne Kinder mehr verdienen , besser gesagt mehr in der Tasche haben als ein arbeitendes Ehepaar mit Kindern ?

Dieses System paasst nicht !
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Otto
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Beitrag von Otto »

Sie haben den besseren Steuerberater!
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"In der Lebenswelt gibt es drei Kategorien, das Essbare, das Kopulierbare und das Gefährliche"

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jr
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Beitrag von jr »

Wie kann ein Ehepaar ohne Kinder mehr verdienen , besser gesagt mehr in der Tasche haben als ein arbeitendes Ehepaar mit Kindern ?
Sofern Du Dich auf die Zahlen im Spiegel-Artikel beziehst: Bei den Ehepaaren ohne Kinder liegen stets zwei Einkommen zugrunde, bei denen mit nur eins. Kein Wunder, wenn da weniger übrig bleibt.

Und System? Die Tarifparteien könnten ja vereinbaren, daß nicht gleicher Lohn für gleiche Arbeit gezahlt wird sondern gleicher Lohn für gleiche Kinderanzahl. Doch diese Differenzierung übernimmt schon unser oberster Steuerverwalter. Daher:
Sie haben den besseren Steuerberater!
Die Zahlen sind meines Wissens einfach nur lohnbezogene Standardwerte. Alle anderen Einkommensarten wie z.B. auch Kindergeld bleiben da außen vor. Dafür gibt es den Begriff des Haushaltseinkommens, und der liegt dann schon in ganz anderen Bereichen als der Lohn.

Wenn der Staat immer mehr abgreift (so BILD) und dann netto die Zahlen nicht so steigen wie brutto, heißt das letzten Endes wenig. Da ist ja niemand, der sich das Geld unters eigene Kissen legt und nicht wieder rausrückt. Das wäre in der Tat verwerflich. Diese Gelder gehen in Renten, Infrastruktur und vieles andere.

Die Zeiten, wo z.B. ländliche Anwohner für den Bau der örtlichen Straßen oder ihre Unterhaltung sorgen mußten, ist noch gar nicht solange her. Selbst der Mittellandkanal, in dessen Nähe ich aufgewachsen bin, wurde mit Anwohnerhilfe durch die Gegend gegraben. Heute wäre das unvorstellbar.

Kindergärten gab es zu meiner Zeit nicht. Die Eltern kümmerten sich selbst darum. Doch heute ist Vollversorgung angesagt.

Sich über eine wachsende Kluft zwischen brutto und netto beklagen, mag Schlagzeilen bringen. Mehr aber auch nicht. Wer was anderes will, muß eben auch sagen, wie das gehen soll. Unser gesamtes System lebt vom Outsourcing. Nachdem wir das Pflegen der Infrastruktur aus der Hand gegeben haben, folgt gegenwärtig die Versorgung von Kindern und Alten. Danach wird es mit unserer Ernährung weitergehen, die Anfänge sind schon sichtbar.

Daß die Einkommensverteilung ungleichmäßiger wird, darüber darf man sich aufregen. Wer Arbeiter und Angestellte in die Kritik einbezieht, sollte allerdings auch erklären, warum eine höhere Qualifizierung nicht auch höheren Lohn erbringen sollte.
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Beitrag von n.e ! »

Jr hat geschrieben:Sofern Du Dich auf die Zahlen im Spiegel-Artikel beziehst: Bei den Ehepaaren ohne Kinder liegen stets zwei Einkommen zugrunde, bei denen mit nur eins. Kein Wunder, wenn da weniger übrig bleibt.

Jr , die die Kinder haben , muessen mit zwei Jobs ihren Lebensunterhalt bestreiten , mit einem Arbeitsplatz kommt man da nicht weit .
Deshalb sehe ich eine Benachteiligung gegenueber Familien mit Kindern .

n.e !
driving pingu
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Beitrag von driving pingu »

Otto hat geschrieben:Ein tolles Beispiel für den alten Spruch, dass man keiner Statistik trauen sollte, die man nicht selber gefälscht hat:
Panikmache mit verdrehten Nettolohn-Zahlen
http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,507585,00.html
Eher ein Beispiel dafür, dass man sich nicht mit Hilfe der falschen Druckerzeugnisse informieren sollte.
Was in der BILD steht ist mir ja eigentlich schnuppe.
Bedenklich finde ich, dass tatsächlich eine große Anzahl Menschen das tatsächlich für Informationen hält.

Außerdem tragisch, dass viele Leute einfach glauben, was man ihnen vorsetzt. Wenn da steht "du verdienst fast nix und es geht dir schlecht" dann glauben die das. Unabhängig davon, was man tatsächlich an Geld ausgeben kann und es auch tut.

In der NWZ stand neulich die Überschrift "teure Taxen" (wie "teuer" stand da nicht) . Der neue Tarif ist noch gar nicht da, aber einige Leute bemerken ihn trotdzem schon. "Das ist aber teuer geworden...hatte ich ja schon gelesen"

Wo hier so gerne gefordert wird: ich fordere die Abschaffung der totalen Verblödung
Humor ist, wenn man trotzdem lacht
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wolli
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Beitrag von wolli »

driving pingu hat geschrieben: ich fordere die Abschaffung der totalen Verblödung
ich fürchte, das ist ein bischen viel verlangt! :( :shock:
seid nett zu einander!
down under
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7eleven
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Beitrag von 7eleven »

Es ist egal in welcher Zeitung eine Statistik erscheint, keiner sollte man blindlings vertrauen, denn da beginnt die Volksverdummung.
Familien sind im allgemeinen immer schlechter gestellt, wenn es um die Finanzen geht und ein Alleinverdiener kann keine Familie mehr durchbringen.

7
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Beitrag von jr »

Jr , die die Kinder haben , muessen mit zwei Jobs ihren Lebensunterhalt bestreiten , mit einem Arbeitsplatz kommt man da nicht weit .
Deshalb sehe ich eine Benachteiligung gegenueber Familien mit Kindern .

n.e !
Ich vermute, nicht "gegenüber" sondern "der"?

Ein Familie mit Kindern und zwei Einkommen hat netto aber auch deutlich mehr als eine ohne bei gleichem Einkommen. Das daraus resultierende Haushaltseinkommen liegt dann nochmal ein Stück höher. Es gibt in diesem Sinn keine Benachteiligung sondern - zurecht - eine Bevorzugung.
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