Brötchenklau

Merz und Co - nach dem Wetter Top-Thema im Taxi
Antworten
Benutzeravatar
jr
Beiträge: 10027
Registriert: 05.04.2004, 08:06
Wohnort: Oldenburg

Brötchenklau

Beitrag von jr »

Das Kündigungsrecht ist aus den Fugen geraten

Frikadellen, Maultaschen, Brotaufstrich - derzeit scheint kein Nahrungsmittel zu geringwertig, um Arbeitgebern einen Vorwand für eine fristlose Kündigung zu liefern.

http://www.faz.net/s/RubA5A53ED802AB47C ... ntent.html
Corinna Budras fragt zu Recht, ob rechtmäßige Kündigungen wegen "geklauter" Maultaschen oder Pfandbons noch im Gleichgewicht zur faktischen Unmöglichkeit für den Arbeitgeber stehen, Arbeitnehmern zu kündigen, "wenn sie jahrelang kaum Leistung bringen, andere Kollegen tyrannisieren oder durch schwere Fehler hohe Kosten verursachen."

Wie siehts eigentlich mit den Taxifahrern aus, die wohl selten sagen können, daß sie noch nie einen Cent in die eigene Tasche gefahren hätten?
Benutzeravatar
Otto
Beiträge: 19379
Registriert: 05.05.2004, 15:06
Wohnort: Oldenburg

Beitrag von Otto »

Tja, wem es gelingt, dir die falsche Frage einzureden, dem braucht auch vor der Antwort nicht bange zu sein.

Es wird doch lediglich behauptet, die Leute brächten keine Leistung. Darum geht es hier aber nicht. Solche Fälle darf man nicht benutzen, um das Arbeitsrecht zu schleifen.

Im vorliegenden Fall gab es ein glasklares Verbot des Arbeitgebers, gegen das die Tante verstoßen hat. Im Taxigewerbe ist der gelegentliche "Sieger" hingegen "branchenüblich", da wird das Gericht ganz anders entscheiden.
Verännern mutt sien, sä de Düvel, do streek he sien Steert gröön an.

"In der Lebenswelt gibt es drei Kategorien, das Essbare, das Kopulierbare und das Gefährliche"

"Mir gefällt Ihr Benehmen nicht."
"Macht nichts. Ich verkauf's ja nicht."
Benutzeravatar
jr
Beiträge: 10027
Registriert: 05.04.2004, 08:06
Wohnort: Oldenburg

Beitrag von jr »

Sicher?
Benutzeravatar
Otto
Beiträge: 19379
Registriert: 05.05.2004, 15:06
Wohnort: Oldenburg

Beitrag von Otto »

jr hat geschrieben:Sicher?
Nö, aber man muss es ja nicht darauf anlegen. Wie der Volksmund sagt, vor Gericht und auf hoher See... .
Verännern mutt sien, sä de Düvel, do streek he sien Steert gröön an.

"In der Lebenswelt gibt es drei Kategorien, das Essbare, das Kopulierbare und das Gefährliche"

"Mir gefällt Ihr Benehmen nicht."
"Macht nichts. Ich verkauf's ja nicht."
Benutzeravatar
Holgi
Beiträge: 1828
Registriert: 31.03.2006, 13:36
Wohnort: OL

Beitrag von Holgi »

Oder wie der Volksmund noch sagt: Wo kein Kläger da ist auch kein Richter!
Bild
Benutzeravatar
jr
Beiträge: 10027
Registriert: 05.04.2004, 08:06
Wohnort: Oldenburg

Beitrag von jr »

vor Gericht und auf hoher See
Also alles im zufälligen Bereich, ist das nicht ein bißchen dünn, wenn es um den Job von Langgedienten geht (Leistungsfähigkeit, Zumutbarkeit etc)? Widerspricht das nicht den Maßstäben, die an anderer Stelle angelegt werden?

Mir kommt das ein bißchen so vor, als würde zu schnelles Fahren mit "lebenslang" geahndet, wenn man genau 8 km zu schnell war, während 1 bis 7 und alles ab 9 mit unterschiedlichem, aber recht glimpflichem Ausgang verbunden ist.

Was ist mit den Landesbank-Leuten, die das halbe Land ruinieren und dennoch wohl nicht dafür geradestehen müssen? Haben die nichts gestohlen? Bonus hier und Exitus dort? Kann man das wirklich verteidigen?
Benutzeravatar
Otto
Beiträge: 19379
Registriert: 05.05.2004, 15:06
Wohnort: Oldenburg

Beitrag von Otto »

jr hat geschrieben:
vor Gericht und auf hoher See
Also alles im zufälligen Bereich, ist das nicht ein bißchen dünn, wenn es um den Job von Langgedienten geht (Leistungsfähigkeit, Zumutbarkeit etc)? Widerspricht das nicht den Maßstäben, die an anderer Stelle angelegt werden?
Absolut tut es das. Aber wenn es ein klares Verbot gibt, die übrig gebliebenen Bulletten (oder Freakadellen) zu essen, sollte man sich daran auch halten. Einem Taxiunternehmer ohne Sitzkontakte in den Autos wird man immer vorhalten können, dass er seine Leute zum Betrug verführt zu haben und dass eine Schwarztour daher nicht für eine fristlose Kündigung ausreicht.
jr hat geschrieben:Mir kommt das ein bißchen so vor, als würde zu schnelles Fahren mit "lebenslang" geahndet, wenn man genau 8 km zu schnell war, während 1 bis 7 und alles ab 9 mit unterschiedlichem, aber recht glimpflichem Ausgang verbunden ist.

Was ist mit den Landesbank-Leuten, die das halbe Land ruinieren und dennoch wohl nicht dafür geradestehen müssen? Haben die nichts gestohlen? Bonus hier und Exitus dort? Kann man das wirklich verteidigen?
Nein, kann man nicht. Aber man kann auch nicht generalisieren. Im aktuellen Fall hatte die Frau zuletzt 25.000 € als Abfindung geboten bekommen.

Wenn es allerdings zutrifft, dass die Gerichte bei "Vorständen, Geschäftsführern, Beamten oder Soldaten" tatsächlich großzügiger entscheiden, liegt hier natürlich ein Verstoß gegen den Gleichheitsgrundsatz vor, der zur sofortigen fristlosen Entlassung des entsprechenden Richters führen sollte, weil das Vertrauensverhältnis nachhaltig gestört ist...
Verännern mutt sien, sä de Düvel, do streek he sien Steert gröön an.

"In der Lebenswelt gibt es drei Kategorien, das Essbare, das Kopulierbare und das Gefährliche"

"Mir gefällt Ihr Benehmen nicht."
"Macht nichts. Ich verkauf's ja nicht."
Benutzeravatar
jr
Beiträge: 10027
Registriert: 05.04.2004, 08:06
Wohnort: Oldenburg

Beitrag von jr »

:lol: :lol: :lol:
klaus
Beiträge: 1193
Registriert: 16.04.2004, 04:41
Wohnort: oldenburg

Beitrag von klaus »

mal unter uns pfarrerstöchtern: > 50% der aktiven haben im gewerbe nichts verloren. gekickt werden die leute einzig aus einem grund nicht: weil keine anderen vor der tür stehen, die die wagen übernehmen.

dann fährt eben lusche x, als daß der wagen steht.
Benutzeravatar
Otto
Beiträge: 19379
Registriert: 05.05.2004, 15:06
Wohnort: Oldenburg

Beitrag von Otto »

klaus hat geschrieben:mal unter uns pfarrerstöchtern: > 50% der aktiven haben im gewerbe nichts verloren. gekickt werden die leute einzig aus einem grund nicht: weil keine anderen vor der tür stehen, die die wagen übernehmen.

dann fährt eben lusche x, als daß der wagen steht.
Sicher nicht verkehrt (abgesehen von der Prozentzahl, die ich nicht beurteilen kann), aber warum ist das so?

Weil so saumäßig schlecht bezahlt wird!

Es gibt da noch ein paar Punkte zu bedenken:

1. der Umstand, dass der Abstand zwischen Hartz-IV und Taxi-Vollzeitgehalt so gering ist, führt dazu, dass die Chefs bald gar kein Argument mehr haben, jemanden bei der Stange zu halten, der noch andere Perspektiven hat oder dem die Gemeinschaft im Winter die Hütte wärmt.

2. was soll man mit "Kollegen" tun, die gerne zwei bis drei Tage bzw. Nächte fahren, dann aber wutentbrannt den Laden verlassen, weil die Nebenverdienstbescheinigung so korrekt ausfällt, dass ihnen Sozialleistungen gestrichen und die man dann schon am nächsten Abend wieder auf dem Auto eines anderes Unternehmers sieht?

3. welches Recht hat dann der Unternehmer, wenn ihn dieser Arbeitnehmer bestiehlt?

4. analog zu den Urteilen gegen Arbeitnehmer wegen Geringstvergehen wie im vorliegenden Fall, die faktisch mit einem Berufsverbot für den betroffenen AN enden, müsste es auch ein Berufsverbot für Unternehmer geben, die Steuern und Sozialabgaben hinterziehen.
Verännern mutt sien, sä de Düvel, do streek he sien Steert gröön an.

"In der Lebenswelt gibt es drei Kategorien, das Essbare, das Kopulierbare und das Gefährliche"

"Mir gefällt Ihr Benehmen nicht."
"Macht nichts. Ich verkauf's ja nicht."
Antworten