Tempo 30 kommt in Fahrt

Aktuelle Themen, die das Oldenburger Taxigewerbe bewegen

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Dirk
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Beitrag von Dirk »

ach so, eines noch jr:
Geringere Unfallfolgen heißt nicht geringere Unfallzahlen
aber geringere Unfallfolgen heißt evtl. ein paar weniger Schwerverletzte oder gar Tote. Wäre es das nicht wert ? Oder ist es wichtiger ein paar Minuten eher am Ziel zu sein ?
".. ich habe eine mißgebildete Bürgerpflichtsdrüse und eine angeborene Schwäche am moralischen Rückgrat, und bin deshalb von der Rettung von Universen freigestellt." F.Prefect
"ich bin lieber jeden Tag glücklich, als im Recht"Slartibartfaß
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yogi
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Beitrag von yogi »

Dirk hat geschrieben:Oder ist es wichtiger ein paar Minuten eher am Ziel zu sein ?
...eine seltsame Frage in einem Taxi-Forum.
Ich habe viel von meinem Geld für Alkohol, Weiber und schnelle Autos ausgegeben ... den Rest habe ich einfach verprasst.
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jr
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Beitrag von jr »

Dirk hat geschrieben:ach so, eines noch jr:
Geringere Unfallfolgen heißt nicht geringere Unfallzahlen
aber geringere Unfallfolgen heißt evtl. ein paar weniger Schwerverletzte oder gar Tote. Wäre es das nicht wert ? Oder ist es wichtiger ein paar Minuten eher am Ziel zu sein ?
Wenn der Fokus auf den Unfällen mit schweren Folgen bewirkt, daß sich langfristig nichts an der Gesamtheit der Unfälle ändert, dann ist das meines Erachtens der falsche Ansatz. So wie du den Zeitfaktor nutzt, ist er einfach nur ein klassisches Totschlagargument. Letzten Endes wird es immer darum gehen, daß sich das Verhältnis von Schaden und Nutzen in einem akzeptablen Verhältnis bewegt. Der Preis eines vermeintlichen Nullrisikos könnte höher sein, als mancher glaubt. Und damit meine ich nicht den Euro, den ein Taxifahrer vielleicht an Umsatz verliert.
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jr
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Beitrag von jr »

Was ist eine erweiterte "Einbahnstraßen-Regelung"?
damit meine ich eine Umwandlung von parallel verlaufenden Straßen in Einbahnstraßen. (ausgenommen natürlich solche Straßen die dem Rücksturz zum Waffenplatz oder dem Sonnensturz sonstwohin dienen)
Es wäre vielleicht sinnvoll mal darüber nachzudenken.
Einbahnstraßen sind im Grunde nur eine besondere Form getrennter Verkehre, nicht anders als Radwege, Bürgersteige etc auch, also eine eher konservative Einrichtung. Einbahnstraßen bedeuten zudem weitere Strecken. Wird in Einbahnstraßen langsamer und aufmerksamer gefahren? Da habe ich Zweifel.

Beim Staugraben wird das wenig Folgen haben, zumal es keinen kreuzenden Verkehr gibt. Aber in der Herbartstraße wirkt es ohne Not beschleunigend. Dort könnte man durch eine verschwenkte Fahrspur gegenhalten (es war tatsächlich mal diagonales Parken angedacht). Es geht aber auch anders. So wirken dort z.B. die Radfahrer im Gegenverkehr durchaus bremsend, und eine Freigabe für PKW im Mittelbereich würde den Effekt stärken. Konservative beklagen dann Chaos, doch wenn es Unfallzahlen senken hilft, ist es genau die richtige Maßnahme. Und dafür bräuchte man kein Tempolimit, die Sache regelt sich völlig von allein.

Den gleichen Effekt erreicht man durch den Bau sehr schmaler Straßen in reinen Wohngebieten, vorausgesetzt es gibt keine Bürgersteige oder gar Radwege. OL befindet sich da aber auf Geisterfahrerkurs, wie man am Ausbau der Siebenbürger Straße oder des Helmswegs sehen kann. Das waren früher, von der Fahrbahnoberfläche abgesehen, Straßen, die meinen Idealvorstellungen schon sehr nahe kommen. Waren, wie gesagt.
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Otto
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Beitrag von Otto »

Dirk hat geschrieben:"An gesetzte halten ! So was können nur Spießer"

das ist so ziemlich das dämlichste, was ich hier je gelesen habe.

"Das kann nur jemand fragen, der selber kein Taxi fährt und glaubt, vom grünen Tisch aus die Dinge besser beurteilen zu können."
Muss man Taxi fahren um zu fragen, was daran so schwer ist, sich an Gesetze zu halten ? (by the way : Von wann ist eigentlich dein P-Schein ? Vielleicht ist meiner ja älter.)
Ich beurteile die Dinge nicht vom grünen Tisch, sondern bin jeden Tag unterwegs. Sowohl mit dem Auto als auch mit dem Rad und mich regen alle auf, die meinen dass ihnen die Strasse alleine gehört.
Theorie und Praxis - du fährst kein Taxi unter den Bedingungen des Mindestlohnes. Sich daher "moralisch" über diejenigen zu erheben, die der tägliche Druck zu Gesetzesdehnungen treibt, ist also ziemlich unangemessen.

Da finde ich Minols Methode besser, weil er zum Nachdenken anregt. Was bringt mir diese oder jene Geschwindigkeitsüberschreitung wirklich...
Verännern mutt sien, sä de Düvel, do streek he sien Steert gröön an.

"In der Lebenswelt gibt es drei Kategorien, das Essbare, das Kopulierbare und das Gefährliche"

"Mir gefällt Ihr Benehmen nicht."
"Macht nichts. Ich verkauf's ja nicht."
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Karteileiche
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Beitrag von Karteileiche »

auch wenn ottos und minol mehr oder weniger rhetorisch zu verstehen ist...

den zeit"gewinn" kann ich anhand eines beispiels vielleicht erläutern:
auf einer strecke von knapp 40km macht ein geschwindigkeitsunterschied von 20 km/h sage und schreibe 6 minuten aus.

woher ich das so genau weiß? ich bin heute morgen - mal wieder - von ol nach friesoythe gefahren, 37km. navi stand noch auf 85 km/h, ankunft war laut navi um 06:18. da ich aber auf landstraßen nur 60 km/h fahren darf, hab ich das navi auf 65 km/h eingestellt und schon stand die ankunft auf 06:24.

und wenn mir da noch jemand glaubhaft versichern will, dass es innerstädtisch bei mehr als der zulässigen höchstgeschwindigkeit zu signifikanten zeitgewinnen kommt, dann zweifel ich am verstand der betreffenden person oder sehe sie als troll an.
Dieser Beitrag wurde 666 mal editiert, zum letzten Mal von Gott: Morgen, 23:06.
Info
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Beitrag von Info »

Karteileiche hat geschrieben:

und wenn mir da noch jemand glaubhaft versichern will, dass es innerstädtisch bei mehr als der zulässigen höchstgeschwindigkeit zu signifikanten zeitgewinnen kommt, dann zweifel ich am verstand der betreffenden person oder sehe sie als troll an.
langsam fahren Zeitverlust schneller fahren Zeitgewinn auch in Oldenburg
gerade in der Nacht . Tagsüber sieht es natürlich anders aus , trotzdem
1 Sekunde schneller am Taxistand , entscheidet oft ob man nun ein oder zwei stunden länger warten muss WEIL FUNK und Laufkundschaft MISERABEL LÄUFT , Wartezeit wird einfach als pause vermerkt
erzähl mir nun nicht das alle Firmen Pausen mit Stundenlohn vergüten ,

Das Kollegen 1 Sekunde schneller am Taxistand waren als ich , habe ich schon oft erlebt , und das kann bedeuten das man Beispielweise samstagabends zwei stunden länger am Bahnhof auf Kundschaft wartet
minol
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Beitrag von minol »

Karteileiche hat geschrieben:auch wenn ottos und minol mehr oder weniger rhetorisch zu verstehen ist...
Mein Part ist nicht rhetorisch, sondern mathematisch.
Und mathematisch werde ich gleich die folgende Aussage betrachten:
Karteileiche hat geschrieben:den zeit"gewinn" kann ich anhand eines beispiels vielleicht erläutern:
auf einer strecke von knapp 40km macht ein geschwindigkeitsunterschied von 20 km/h sage und schreibe 6 minuten aus.
Das kann man so nicht sagen, denn wieviel Zeit du gewinnst, hängt auch von der Geschwindigkeit ab, nicht nur vom Geschwindigkeitsunterschied.

Beispiel: Bei 20km/h brauchst Du für 40km 2 Stunden, bei 40 km/h (Geschwindigkeitsunterschied 20km/h!) brauchst Du 1 Stunde. Zeitunterschied: 1 Stunde.
Bei 60 km/h (zu 40km/h 20 km/h mehr) brauchst Du 40 Minuten, Zeitunterschied: 20 Minuten.
Karteileiche hat geschrieben:woher ich das so genau weiß? ich bin heute morgen - mal wieder - von ol nach friesoythe gefahren, 37km. navi stand noch auf 85 km/h, ankunft war laut navi um 06:18. da ich aber auf landstraßen nur 60 km/h fahren darf, hab ich das navi auf 65 km/h eingestellt und schon stand die ankunft auf 06:24.
Hmmm... niemand weiß, was das Navi da eigentlich alles berücksichtigt, um zu einer Zeitabschätzung zu kommen. Rechnen wir das mal nach:

Strecke s = 37 km; Geschwindigkeit v1 = 85 km/h, Geschwindigkeit v2 = 65 km/h.
Es gilt v = s / t, also gilt t = s / v. Sei t1 die Zeit, die man braucht, wenn man v1
schnell fährt und t2 die Zeit, die man bei Geschwindigkeit v2 braucht. Dann ist:

t1 = s / v1 = 37 km / ( 85 km/h ) = 0.4353 h = 26 Minuten und 7 Sekunden.
t2 = s / v2 = 37 km / ( 65 km/h ) = 0.5692 h = 34 Minuten und 9 Sekunden.

Der Unterschied ist 8 Minuten, nicht 6. Aber ok, die Größenordnung stimmt.
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Cool Fire
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Beitrag von Cool Fire »

Wow...das ist für so eine Mathe-Niete wie mich wirklich sehr aufschlussreich.

Aber was macht Ihr bloß, wenn irgendwelche "Touristen" erst bei Grün den Gang
einlegen und daher nur 3 Autos die Ampelphase schaffen? Oder mit 40 km/h vor
Euch herschleichen, Euch nicht in die Lücke lassen und ausbremsen, wenn jede
Sekunde zählt?
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minol
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Beitrag von minol »

Cool Fire hat geschrieben:Wow...das ist für so eine Mathe-Niete wie mich wirklich sehr aufschlussreich.

Aber was macht Ihr bloß, wenn irgendwelche "Touristen" erst bei Grün den Gang
einlegen und daher nur 3 Autos die Ampelphase schaffen? Oder mit 40 km/h vor
Euch herschleichen, Euch nicht in die Lücke lassen und ausbremsen, wenn jede
Sekunde zählt?
Bei der Ampel warten (wenn man der vierte ist), bzw. bei den anderen Situationen hinterherfahren. Was willst Du sonst machen?
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Cool Fire
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Beitrag von Cool Fire »

minol hat geschrieben:Was willst Du sonst machen?
Vor 20 Jahren habe ich zum Beispiel viel häufiger die Hupe benutzt...

Man könnte sich darüber aufregen (weil wertvolle Zeit nutzlos verstreicht) oder sich
einfach zurücklehnen (weil es auf die paar Minuten sowieso nicht ankommt) und seine
Nerven schonen.

Bei der Nachtschicht hat mich früher immer extrem genervt, an einer roten Ampel zu
stehen (also ohne dass irgend jemand die Fahrbahn gekreuzt hat)...tagsüber geht
einfach viel Zeit mit Warterei drauf. Wenn du dann jeder verschwendeten Minute
hinterhertrauerst, setzt du dich doch enorm unter Druck...das ist nicht gut (-:
Zuletzt geändert von Cool Fire am 02.04.2016, 13:51, insgesamt 1-mal geändert.
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Karteileiche
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Beitrag von Karteileiche »

Info hat geschrieben: Das Kollegen 1 Sekunde schneller am Taxistand waren als ich , habe ich schon oft erlebt , und das kann bedeuten das man Beispielweise samstagabends zwei stunden länger am Bahnhof auf Kundschaft wartet
und ich habe es schon oft erlebt (als ich noch mit der gelben idi.otenleuchte auf dem dach spazieren gefahren bin :D), dass ich 3 sekunden vor einem kollegen am stand war, einmal zum affenplatz (oder was ähnlich weites) gefahren bin, während der kollege hinter mir eine lukrative tour bekommen hat.
Dieser Beitrag wurde 666 mal editiert, zum letzten Mal von Gott: Morgen, 23:06.
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yogi
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Beitrag von yogi »

...es geht bei Tempo-30 doch nicht um Zeit (verlust), Sicherheit oder überhaupt sinnvolle Aspekte.
(...)
3. Wer das Automobil als reines Fortbewegungsmittel versteht, versteht nichts von Menschen. Autos haben, neben ihrer Transportfunktion andere “Aufgaben”, die mindestes so wichtig sind wie der Transport von A nach B.

Macht und Kontrolle: Die Freisetzung und Kontrolle grosser Kräfte (“Pferdestärken”) gibt dem Automobil einen tiefen Dominanz-Faktor: Im Auto “bewältigen” wir unsere Umwelt, in dem wir uns der Illusion hingeben, “alles im Griff” zu haben. Autofahren setzt im Hirn der meisten Fahrer (besonders bei hormonstarken Männern) DOPAMIN frei. Das euphorische Gefühl beim Beschleunigen und Überholen ist nichts anderes als ein uralter,, archaischer Jagd-Instinkt, übersetzt auf Technologie: WIR ERLEGEN DAS WILD!

Status: Durch das Auto realisieren vor allem Männer ihren sozialen Status. Autos sind die Zeigerpflanzen einer Schichtengesellschaft. Besonders in Deutschland sind Marken, PS-Zahl, Ausstattung unmittelbar gebunden an den Karriereweg des “Organisation Man”; 60 Prozent aller oberen Mittelklassewagen werden als “Dienstwagen” zugelassen.

Sex: Im Röhren, dem Betonen der “Auspüffe”, dem Motor-Brüllen beim Überholen finden sich genuine archaische Potenz-und Lockverhaltensmuster wieder, mit denen Männer Frauen beeindrucken wollen.

Jagdinstinkt: Die eigentliche Narration des Autofahrens handelt von ZÄHMUNG. Deshalb ist die Tatsache, dass immer mehr Menschen völlig übermotorisierte Autios kaufen, so unabweisbar: Es GEHT ja gerade um diesen “unsinnigen” Kraftüberschuss. Im männlichen Jäger-Hirn erzeugt der riesige Motor das Gefühl, ein Mammut zu besiegen. Deshalb ist in der Autojournalistenprosa unentwegt von RÖHRENDEN AUSPUFF und der “unbändigen Energie des Motors” die Rede; In Wirklichkeit handelt es sich um Hirsche oder Bären.
(...)
https://www.zukunftsinstitut.de/artikel ... utofahren/
...tja, so sieht es doch nun mal aus!
Ich kaufe mir doch keine Karre mit massig PS, um dann mit Tempo-30 durch die Gemeinde zu jagen - schlimmstenfalls werde ich noch von rassigen Dorfmiezen bei solch domestiziertem Fahrverhalten in flagranti ertappt...
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jr
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Beitrag von jr »

Ein kompakter und überaus lesenswerter Artikel.

Ein paar Dinge hat der Autor allerdings nicht zu Ende gedacht:
Scheitern muss auch die Idee einer PARALLELWELT, wo jeder auf seine Fasson selig werden kann: Die einen fahren mit Steuer, die anderen nicht. Ein einziger regelverletztender Autofahrer OHNE Auto-Automatik kann einen ganzen Pulk automatischer Autos zum Stillstand bringen. Einfach indem er etwas UNERWARTETES tut.
Autos unter sich? Da zieht sein Argument. Nur werden Autos auch künftig nicht allein unterwegs sein. Und deswegen muß man die im Satz davor beschworene Regel "Im autonomen Fahrsystem ist UNTERORDNUNG und VORSICHT das Prinzip." auf Radfahrer und Fußgänger erweitern. Es ist aber schwer vorstellbar, daß diese Verkehrsteilnehmer künftig zwangsgechipt werden, um nicht die Ordnung der Auto-Automatik-Welt aus dem Konzept zu bringen. Oder etwa doch?

Zudem gibt es keinen ernsthaften Hinweis darauf, wo die beschriebenen Hormonüberschüsse künftig abgeladen werden sollen. Rasen im Freizeitpark (letzter Satz) dürfte dafür genauso attraktiv sein wie Kinderspielplätze mit Weichgummiuntergrund.
minol
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Beitrag von minol »

Naja, er hat ja mit fragwürdigen Klischees nicht gerade gespart. Aber egal...

Er sagt, das Auto sei nicht nur ein Fortbewegungsmittel von A nach B. Dem stimme ich zu, denn sonst wären Autofahrer deutlich gelassener. Auch hier im Forum würden Diskussionen anders laufen. Gerade am Sonntag habe ich wieder einmal gemerkt, daß viele Probleme zwischen Autofahrern, Radfahrern und Fußgängern darauf zurückzuführen sind, daß das Verhalten der anderen persönlich genommen und als Angriff auf die eigene Person gewertet wird. Beim Autonomen Fahren wäre das weg.

Er behauptet, eine Parallelwelt sei unmöglich. Es ist vielmehr so, daß eine Parallelwelt überhaupt die Voraussetzung dafür ist, daß es autonome Autos geben kann. Sonst müßte man ja von einer Sekunde auf die andere weltweit die Systeme umschalten. Fußgänger und Radfahrer wird es immer geben und mit ihnen wird sich der Verkehrsweg zu teilen sein. Wir haben zwar eine strikte Verkehrswegetrennung bei der Bahn, aber die Bahn fährt nicht in jeder Straße wie ein autonomes Auto es tun würde.

Ich finde noch die Frage interessant, ob der Trend dann mehr zum eigenen Wagen oder zum gemieteten Wagen gehen wird. Also: Wird man sich ein eigenes autonomes Mobil kaufen, das man hegt und pflegt und wo man auch nur selbst mitfährt, oder werden viele Menschen diese Wagen wie Taxen benutzen. Wenn letzteres, kommt die Frage hinzu, ob man unterwegs Mitfahrer aufnimmt oder nicht. Und damit wären wir dann schon bei den zwischenmenschlichen Problemen in den öffentlichen Verkehrsmittel von heute.

Und zu der Frage, was man denn im autonomen Auto so tun wird, würde ich antworten: Na das gleiche, was man in Bus, Straßenbahn, S-Bahn, U-Bahn oder im ICE tut....
minol
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Beitrag von minol »

Ich möchte nochmal auf das Thema "Zeit aufholen", bei dem ich ja vorgerechnet hatte, daß es so einfach nicht geht, zurückkommen. Ich weiß nicht, ob dieser Thread auch in der Berliner Autofahrerszene verfolgt wird. Allerdings deutet folgene Schlagzeile darauf hin:
Mit Tempo 130 durch die 30er-Zone
Nun liegt die Bilanz des Blitzmarathons von Donnerstag vor. "Spitzenreiter" war ein Auto mit Tempo 132 bei erlaubten 30.
Ob der Ärmste zuvor einen langsamen Radfahrer vor sich hatte, ist nicht überliefert. Eines ist jedoch klar: Bei so einem Geschwindigkeitsunterschied läßt sich dann schon einiges an Zeit rausholen.

Bevor ich sage, wieviel, möchte ich noch meine Berechnung etwas korrigieren. Man muß bei der Berechnung, das ich vor einigen Wochen vorgestellt habe, die "verlorene Zeit" abziehen, um die Zeit zu erhalten, die man zu schnel fahren muß.
Die Berechnung geht so:
1. Man suche sich eine Geschwindigkeit aus, die man fahren will und nennt sie v1
2. Man suche sich die zulässige Geschwindigkeit aus und nennt sie v0.
3. Die Zeitdifferenz (Zeitverlust) heißt td
4. Die Geschwindigkeitsdifferenz heißt vd und berechnet sich aus vd=v1-v0
5. Man berechnet die Strecke, die man in der Zeitdifferent (hier td = 2,4 min = 0,04 h) zurücklegt, wenn man die Geschwindigkeit fährt, die man fahren will (aber nicht darf) und nennt sie s1. Die Formel: s1 = v1 * td
6. Die Zeit, die man zu schnell fahren muß, um den Zeitverlust auszugleichen nennen wir t. Sie berechnet sich aus t = s1 / vd. Das ist die gesuchte Zeit.
7. Hiervon ziehe man noch den Zeitverlust td ab

Korrigierte Ergebnisse:

Du müßtest bei einer zulässigen Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h entweder 12 (= 14.4 - 2.4) Minuten mit 60 km/h oder 6 (= 8,4 -2,4) Minuten lang mit 70 km/h oder 4 (6,4 - 2,4) Minuten lang mit 80 km/h fahren - das schaffst Du nicht.
Bei einer zulässigen Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h sieht es so aus: Du müßtest 7,2 (= 9,6 - 2,4) Minuten lang 40 km/h fahren oder 3,6 (= 6 - 2,4) Minuten lang 50 km/h oder 4,8 Minuten lang 60 km/h.

Unser 130er-Fahrer schafft es in nur 43 Sekunden die 2,4 Minuten rauszuholen. Dumm nur, wenn genau in diesen 43 Sekunden der Blitzer zuschlägt. Da kann man nur sagen: Dumm gelaufen und schlechter Stundensatz. 680 Euro für 43 Sekunden macht 5666,67 Euro pro Stunde, 167 Punkte pro Stunde und 250 Monate Fahrverbot pro Stunde.... ;)

Hier der Artikel:
http://www.tagesspiegel.de/berlin/poliz ... 88396.html
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jr
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Beitrag von jr »

Ob der Ärmste zuvor einen langsamen Radfahrer vor sich hatte, ist nicht überliefert.
Oder ob er verfolgt wurde.

Warum gilt denn auf dieser Straße, wo man der Karte nach wohl auch einen Geschwindigkeitsweltrekord für Landfahrzeuge aufstellen könnte, Tempo 30?
minol
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Beitrag von minol »

jr hat geschrieben:
Ob der Ärmste zuvor einen langsamen Radfahrer vor sich hatte, ist nicht überliefert.
Oder ob er verfolgt wurde.

Warum gilt denn auf dieser Straße, wo man der Karte nach wohl auch einen Geschwindigkeitsweltrekord für Landfahrzeuge aufstellen könnte, Tempo 30?
Lärm.

Es gibt in Berlin viele große Straßen, wo Du nach 22 Uhr nur noch 30 fahren darfst, um den Lärmpegel zu reduzieren. Mehr dazu (mit Links zu einer Evaluierung):
http://www.stadtentwicklung.berlin.de/v ... po30.shtml
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jr
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Beitrag von jr »

Bei Anwohnerbefragungen wurden überwiegend positive Reaktionen auf Tempo 30 festgestellt. Dies gilt auch für Fälle mit vergleichsweise geringen Auswirkungen auf das tatsächliche Geschwindigkeitsverhalten.
Der Placeboeffekt. Die Leute haben ihren Willen bekommen und sind zufrieden, auch wenn sich nichts ändert. Das erinnert mich an die Mobilfunkmast-Hysterie vor einigen Jahren. Die Leute klagen über die Strahlung und der Betreiber fragt sich, wie das werden soll, wenn der Sender erst in Betrieb genommen wird.

Zum Lärm: Die Lärmpegelerhebungen kranken an der Orientierung an gerechneten Mittelwerten. Die halte ich schlicht für nicht relevant. Roter Bereich an der BAB und grüner im Grünen, nur mit dem Haken, daß im Grünen ein paar Mal am Tag ein ziemlich lauter Güterzug vorbeifährt (Hallo Otto ;-) ), der sich lärmmäßig aber wegmittelt. Das ist eine absurde Einstufung.
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Otto
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Beitrag von Otto »

Welcher Zug?
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