Die Rechnung ist eigentlich nicht ganz richtig. Du darfst nicht den
Dieselpreis von Juli 2007 zugrunde legen, sondern den von Ende Oktober
2007, da war nämlich die letzte Tariferhöhung.
Für das Verfahren zählt in der Regel der Preis bei Antragstellung. Prognosen dürfen nicht in das Verfahren eingehen, auch wenn die Münchner gerade einen 2-Euro-Wert ins Spiel (entsprechend fast 300 Dollar pro Barrel) bringen.
Über den ganzen Sommer 2007 lag der Dieselpreis ziemlich gleichmäßig bei 1,15 Euro brutto, aktuell liegt er bei knapp unter 1,50, das bringt abhängig vom Verbrauch Mehrkosten pro gefahrenem Kilometer von ungefähr 3 Cent. Wenn man einen prozentualen Fahrerlohn einrechnet, wäre als Ausgleich eine Erhöhung in der angegebenen Höhe nötig.
In den Städten und Kreisen, wo - anders als z.B. in Hamburg oder Düsseldorf - nicht in fast jedem Jahr eine kleine Tariferhöhung sondern nur alle paar Jahre durchgeführt wird, besteht aktuell eine Tendenz dazu, Anträge abzulehnen, wenn die letzte Erhöhung aus dem letzten Jahr stammt.
Unternehmer in anderen Städten (z.B. HH oder M) bringen zunehmend Tarifelemente ins Spiel, die Manipulationen Tür und Tor öffnen und damit wenig seriös bzw. genehmigungsfähig sind. Man könnte fast der Meinung sein, daß die Anträge gestellt werden, um eine Ablehnung zu provozieren. So gab es tatsächlich Anträge, die vorsahen, den Spritpreis vor Ort zu beobachten und darauf basierend wöchentlich oder bei Überspringen bestimmter Preishürden einen (wechselnden) Spritzuschlag auf den Tarif festzulegen. Die Abhängigkeit des Fahrpreises vom Spritpreis mag den Kunden zwar plausibel vorzurechnen sein, doch wer möchte das bei wechselnden Preisen schon jeden Tag von neuem machen?
In Oldenburg gibt es meines Erachtens keinen Grund für eine Tariferhöhung, solange nahe liegendere Möglichkeiten, Kosten zu senken, nicht genutzt werden. Eine einzige Ausnahme will ich gelten lassen: Der örtliche Staffeltarif weicht bei langen Strecken immer mehr von denen des Umlands ab. Strecken ab 10 km kosten hier deutlich weniger und es gibt kaum einen Ort in Deutschland, wo Auswärtsfahrten für Kunden günstiger sind. Die hiesigen 1,10 Euro fallen gegenüber den sonst üblichen 1,30 bis 1,70 deutlich ab. Erfahrungen in anderen Städten haben gezeigt, daß es sehr schwer ist, einen solchen Rückstand aufzuholen.
Tatsächlich bräuchte man aber genau bei längeren Fahrten einen deutlich höheren Fahrpreis, weil der Spritanteil sehr viel mehr ins Gewicht fällt als bei der Fahrt um die Ecke. Insofern sind auch die oben erwähnten Spritzuschläge unsinnig, weil sie auf Pauschalen hinauslaufen, die ausgerechnet die Kurzfahrten besonders verteuern. (Ob die nicht aus anderen Gründen teurer sein müßten, steht auf einem anderen Blatt.)
Zurück zu den Möglichkeiten, Kosten zu senken, um Tariferhöhungen zu vermeiden oder zumindest aufzuschieben.
Über die Verschwendung riesiger Summen durch das Betreiben viel zu vieler Taxizentralen in OL haben wir uns schon häufiger geäußert (u.a. in
Offline-Ausgabe 3). Geändert hat sich über die letzten Jahre wenig daran: Immer noch stecken die Oldenburger Taxiunternehmer jedes Jahr eine hohe Summe in den Betrieb von Zentralen einer Größe, die überall in Deutschland als nicht lebensfähig bezeichnet würde. BZP-Chef Buchholz trug auf der Kölner Taximesse 2006 vor, daß es aus Kostengründen in zehn Jahren keine Zentrale unter 100 Fahrzeugen mehr gebe, die nicht entweder andere Zentralen mitvermittele oder selbst mitvermittelt werde. Auch wenn die Technik zunehmend Dinge möglich macht, die diese Prognose ins Wackeln bringen, kann sich jeder selbst ausrechnen, wo Oldenburg hinsichtlich der klassischen Zentraletechnik steht. Die durch eine zusammengefaßte Großzentrale möglichen Kilometerschnitte sollten sich in einem Bereich bewegen, der auch andernorts nicht unübllich ist: 1,20 Euro. Was hier übrig bleibt, übersteigt die Unkosten durch den steigenden Dieselpreis locker.
Angesichts der Unvereinbarkeit der Egos der Oldenburger Unternehmer mag ich hier dennoch nicht an Fortschritt glauben. Daß die daraus entstehenden Unkosten letzten Endes durch Fahrer (zumindest relativ sinkende Löhne) und Kunden (steigende Preise) aufgebracht werden müssen, sollte dennoch zu denken geben.
Aber auch die Fahrer (der Taxifirmen) selbst tragen vollkommen unnötig dazu bei, Sprit in großen Mengen zu vergeuden. Nach wie vor läßt ein nicht kleiner Teil der Fahrer den Motor die komplette Schicht durchlaufen, nicht nur bei minus 10 Grad oder plus 35 sondern auch bei 10 oder 20. Daß die Unternehmer bzw. Chefs darauf keinen Einfluß nehmen, zeigt, daß kein ernsthaftes Interesse an Kosteneinsparungen besteht. Wer aber nicht bereit ist, Selbstverständliches in die Wege zu leiten, der sollte auch nicht darauf hoffen dürfen, daß der Erfolg eines Tariferhöhungsantrags eine Selbstverstädnlichkeit ist.
In OL werden Anträge auf Tariferhöhung hinsichtlich der Effektivität im Gewerbe nach meinem Eindruck bisher nur wenig hinterfragt. In anderen Städten haben Antragsteller es dagegen zunehmend schwerer. Dort wird erwartet, daß das Gewerbe sichtbar macht, daß es sich um das Optimieren von Qualität, Umsatz und Unkosten bemüht. Weil es hier Defizite gab, wurden in den vergangenen Jahren Tarifanträge u.a. in Berlin, Düsseldorf, Köln oder Stuttgart abgelehnt.